Sooo, ich hab auch mal Zeit für ein Fazit. Es war tatsächlich wieder ein tolles Wochenende.
Ich hatte ob des qualitativ arg mauen Line Ups nicht wirklich große Erwartungen. Aber da ich gleich um die Ecke wohne kann ich auch nicht, nicht hingehen.
Zunächst muss ich sagen, dass die Orga wirklich in ALLEN belangen super war. Ich habe ernsthaft noch nie so ein gut durchgeplantes Festival erlebt. Einlass, Bändchen, Trinkwasser, Getränkemitnahme, Toiletten, Infos, Essen war alles erste Sahne. An manchen Punkten wurde es zwar etwas voller, was ich nach wie vor nicht gut finde (insbesondere Maschinenraum) aber nie so gepackt, wie z.B. 2014 bei Flume.
Was allerdings öfter mal schief lief war die Technik. Eine zu geringe Lautstärke war ja schon immer ein Dockville Problem, dieses Jahr insbesondere in der ersten Hälfte von Foals zu hören. Dazu enorme Technik Probleme bei Die Nerven und Unknown Mortal Orchestra.
Der
Freitag war ja nun wirklich ennorm dünn besetzt. Auf der Hauptbühne haben den ganzen Abend gefühlt nur Social Media Hype Acts gespielt. Der erste Act, den wir gesehen haben war
Fil Bo Riva. Singer Songwriter mit rauchiger Stimme ähnlich wie Faber. Durchaus nicht schlecht, aber eben auch schon 1000 mal gehört. Direkt im Schluss hat
Sookee gespielt. Musikalisch nicht immer meins, aber thematisch absolute Institution auf ihrem Gebiet. Pointierte Anspielungen auf das gestörte bürgerliche Verhältnis zum Thema Gender und Sexualität. Das ganze mit Live Drummerin und DJ. Kam auch Soundtechnisch gut rüber, ab und zu war aber leider die Stimme zu leises abgemischt. Bei
Lola Marsh ging dann die Enttäuschungswelle los. Eine tolle Stimme (Lana Del Rey lässt grüßen) aber die Musik dazu ist einfach sterbenslangweilig. Ich werde das Gefühl nicht los, dass es solche Acts wie Sand am Meer gibt. Und anscheinend hat das Dockville sie alle gebucht.
Unknown Mortal Orchestra wiederum waren klasse. Wie oben schon erwähnt, zickte die Technik, Rubans Gitarre war erst vollkommen verzerrt, hat dann gar nicht mehr funktioniert bis er sie weggeworfen hat. Seine Stimme war über das gesamte Set immer mal wieder nicht zu verstehen. Sie haben aber wirklich das beste draus gemacht und der Auftritt war sehr unterhaltsam. Can't Keep Checking My Phone ist der perfekte Song für einen sonnigen Festival Abend. Und was dann kam... Ich habe noch nie etwas so erbärmliches gesehen, wie den Auftritt von
The Neighbourhood. Ich hatte ja schon mitbekommen, dass die live scheiße sein sollen, aber das spottete jedweder Beschreibung. Gerade einmal eine halbe Stunde lustloses rumgeplänkel auf der Bühne, die Vocals durch 1000 Effekte gejagt, keinerlei Dynamik und absolut keine Stimmung. Nicht mal bei Sweater Weather ist der Funke übergesprungen. Eine Katstrophe von einem Auftritt. Mangels Alternative gab es danach
Milky Chance. Die spielen inzwischen live mit einem Drummer, was die ganze Sache deutlich druckvoller macht. Hat dem Sound gutgetan, kann aber auch nicht wirklich darüber hinwegtäuschen, dass das Songrepertoire der beiden doch arg begrenzt ist. Solider Auftritt, um längen besser, als die beiden 2014er, aber die Frage warum das drei mal in vier Jahren sein muss, stellt sich nach wie vor. Wie schon vor zwei Jahren völlig fehl am Platz war Ry x. Um ihn rum alles laut und er auf der Bühne mit seinem Minimal-Electro-Folk Mix. Hat einfach, auch wegen des generell sehr mittelungsbedürftigen Dockville Publikums überhaupt nicht gezündet. Ist aber abgesehen von den Hits ja auch sonst recht langweilig. Zum Zeit überbrücken dann noch
Bastille angeschaut und auch die bestätigen irgendwie meinen Eindruck, dass der ganze Abend Indie Pop, der auf Social Media steil geht gewidmet war. Der Hype um die ist ja nun vorbei und längst durch The 1975 usw. abgelöst. Im Gegensatz zu vielen anderen aber live durchaus brauchbar, aber auch nichts besonderes. Dieser Hang zur Hymne bei jedem Song nervt auch spätestens nach drei davon. Highlight des Abends war, wie schon auf dem Appletree,
David August. Das Set war zwar leider gefühlt nicht so tanzbar und auch deutlich vertrackter, aber dennoch sehr gut. Nach einer Viertelstunde musst ich mich aber weit nach hinten arbeiten, um Platz zum tanzen zu haben. Ab dann war es aber wunderbar.
Samstag war deutlich besser besetzt. Zwar war der Anfang mit
L'aupaire schon wieder so Indie Folk mit rauchiger Stimme und belanglosen Texten von denen man nichts behält, aber spätestens bei
Grandbrothers wurde es richtig gut. Die zwei erinnern ein Bisschen an Nils Frahm mit ihrem Piano/Electro Mix, wobei sie ja wirklich jeden Sound aus einem einzigen Flügel rausholen. Das war gerade im Vergleich zu den ganzen Akustik Gitarren Hippies handwerklich enorm stark. Die einzigen Makel der Show waren, dass sie abundan von Meute nebenan übertönt wurden, und dass das Ganze im Dunkeln sicher noch viel geiler gewesen wäre. Einer meiner Top Acts dieses Jahr. Nächster Stopp:
Drangsal. Die haben gerade den Gitarristen/Keyboarder gewechselt und leider merkte man ihnen an, dass sie nicht eingespielt sind. Nicht annähernd so spaßig, wie auf dem Melt, andererseits durch die Butterland Atmosphäre auch recht entspannt. Ein weiteres Highlight waren die Crystal Fighters. Ich mach mir da nichts vor, auch deren Musik hat eine sehr geringe Halbwertszeit. Die Energie, die die Live rüber bringen reicht aber völlig, um das zu kompensieren. Haben offensichtlich selbst viel Spaß auf der Bühne. War auch das erste Mal, dass ich bewusst wahrgenommen habe, dass vorm Großschot richtig Stimmung aufkam. Die
Foals waren, wenn auch auf andere Weise, auch richtig stark. Zwar über lange Strecken zu leise, sodass man den Gesang über die brabbelnde Menge kaum gehört hat, aber nachdem das besser wurde, war der Gig auch erste Sahne. Die Setlist war für meinen Geschmack etwas zu Holy Fire lastig, ansonsten aber super. Mit Spanish Sahara und Mountain At My Gates waren meine Favoriten dabei. Und hat jemand verstanden, was Yannis üer die EU gesagt hat?
. Zum Abschluss sind wir noch zu
Rødhåd. Dessen Techno ist ja schon etwas bassbetonter, als der Kuschelkram, der sonst auf dem Dockville läuft (den ich auch durchaus mag), heute war mir das dann aber doch etwas zu eintönig und ich bin nach ner Stunde gegangen.
Der
Sonntag ist ja irgendwie immer nur ein 3/4 Taag beim Dockville und hat sich dieses Jahr noch mal dadurch vekürzt, dass ich keinen der beiden Abschluss Acts auf den Hauptbühnen sehen wollte. Los gings dann mit
Die Nerven, die auch auf einer kleineren Bühne hätten spielen können. Nicht viel los, Technik im Arsch, aber dennoch ein Super Gig. Sind vollkommen zu Recht die Institution des Post-Punk Revivals in DE. Der Drummer gehört außerdem zu den vermutlich coolsten Leuten in der deutschen Musik. Wegen des frühen Endes noch schnell zu
Waving The Guns im Butterland. Da ich die erst vor zwei Wochen gesehen hab, hab ich nur mit halbem Ohr zugehört. Witzig war, dass in genau bei diesem Auftritt die ersten Polizisten Streife gelaufen sind. Richtig gut waren danach
King Gizzard and the Lizard Wizard. Ich versuch gar nicht erst die in irgendein Genre einzuordnen. Auch wenn das eigentlich gar nicht meine Musikrichtung ist: Mehr solche Bands bitte.
Isolation Berlin hatten nicht wirklich eine Chance in dieser Atmosphäre die Cubshow im Molotow zu toppen. Trotzdem hat es Spaß gemacht und die Songs kommen auch live immer noch gut rüber. Leider kein Isolation Berlin, aber den scheinen sie auf Festivals eh nicht zu spielen. Wir sind dann etwas früher los um rechtzeitig bei
Hinds zu sein. Angenehme und sympatische Band, wirkten auf der großen bühne aber ein wenig verloren. Ich hoffe die ganzen Indie Pop Acts waren anwesend, um zuzugucken, wie man solche Musik macht, ohne belanglos zu werden. Kurzer knackiger Auftritt, gegen Ende hat mich aber ein Wenig die Energie verlassen. Zum Abschluss des Festivals gab es dann
Enno Bunger. Dafür, dass der in Hamburg eigentlich echt groß ist, war es doch erstaunlich leer, das Gegenprogramm mit KIZ und KMF aber auch einfach sehr stark. Er hat hauptsächlich die elektronischen Sachen vom aktuellen Album gespielt, was auch in dem Ambiete einfach besser gepasst hat. Insbesonders "Hamburg" hat natürlich richtig gut. funktioniert. Die ruhigeren Stücke, gingen zwar etwas unter, "Regen" und "Abspann" haben aber auch so gut funktioniert. Alles in allem ein würdiger Abschluss.
Ich bin mir zusammenfassend nicht ganz sicher, was ich von diesem Dockville halten soll. Die Orga war klasse und das Gelände wurde an einigen Stellen noch mal richtig aufgemöbelt (Der Kopf als Baumschutz
). Musikalisch war das aber leider sehr schwach und erinnerte stark ans Hurricane. Zu viele belanglose, langweilige, alle gleich klingende Indie Pop/Folk Kapellen, zu viele deutsche Festival Dauerbrenner, die man für 2,50 an jeder Laterne sehen kann und viel zu wenige interessante Buchungen, gerade im oberen Bereich. Wenn man sich so ansieht, was im August möglich gewesen wäre, ist das schon sehr schade. Ich versuche das erst mal nur als Ausrutscher zu verbuchen, bzw. als "sichere Variante" fürs Jubiläum.
Den zweiten Punkt über den man unbedingt reden muss ist das Publikum. Entsprechend des Line Ups war das natürlich sehr jung. Das an sich ist ja noch kein Problem, das Verhalten aber schon. Das Gequatsche im Publikum habe ich so noch nicht erlebt, nicht mal beim Hurricane. Der Mehrzahl der Besucher*innen scheint es wichtiger zu sein das Triumvirat aus Glitzer, Konfetti und irgendwas an einer Stange zum Hochhalten zur Schau zu stellen, als die Bands zu gucken. Das kann ich im Hinblick auf die Bands für die die vermeintlich da sind zwar verstehen, nervig ist es aber trotzdem. In Sachen Sexismus und Homophobie ist das Publikum zwar deutlich weiter, als anderswo, was aber auch an dem deutlichen Umgang der Veranstalter und der gebuchten Künstler damit liegt (Wink ans Hurricane). Aber das sonstige Verhalten steht dem des Hurricane Publikums in nichts nach. Ich glaube allerdings auch, dass das stark am diesjährigen Line Up lag.