Ich war am Wochenende auf dem ersten Festival 2018, dem
Sweatfest in London. Die Veranstaltung fand im Dome bzw. Boston Music Room statt, zwei Location, die direkt nebeneinander liegen und durch einen Innenhof miteinander verbunden sind. Der Boston Music Room ist dabei die deutlich kleinere Location. Freitag und Sonntag fanden die Konzerte dort statt, wobei der Sonntag runterverlegt wurde. Samstag wurde dementsprechend der Dome bespielt. Freitags haben insgesamt fünf, samstag neun und sonntags zehn Bands gespielt. Es hätten generell an allen Tagen mehr Leute kommen dürfen. Es war doch leerer als ich das erwartet habe. Der Preis war zwar mit knapp 60 Pfund für das Weekend Ticket nicht gerade günstig, aber da insgesamt 3 Bands (bzw. 2,5, da
Martyr A.D. und
Disembodied sich einige Mitglieder teilen) eingeflogen wurden und auch
Chokehold darüber hinaus nur 2 Shows in Europa gespielt haben, kann man das schon mal machen. Neben dem üblichen Bandmerch und Distros gab es auch noch vegane Kuchen und einen Stand, an dem es vegane Chicken Wings gab, die der Fleischvariante täuschend echt waren soweit ich mich an den geschmack erinnern kann. Das war klasse.
Ich selbst hab in Camden im Hostel gepennt, ca. 50 Meter entfernt von All Ages Records, einem schönen Plattenladen, der vor allem Punk im Angebot hat. Außerdem sind die Essensmöglichkeiten am Camden Market wirklich astrein.
Freitag, 12.01: (Boston Music Room)
Bitter Youth - Es ging ganz gut los, typischer Uk Hardcore im Stile von Bands wie
Survival. Schnell, aber trotzdem mit Moshparts bestückt. Macht eigentlich immer Spaß und auch heute war es in Ordnung. Das Publikum war aber noch zurückhaltend. Das sollte sich allerdings ändern, worauf ich später noch ausführlicher eingehen werde. Man muss aber generell sagen, dass an dem Wochenende Bands, die die Old School 90s Metalcore/Hardcore Schiene bedienen, im Vordergrund standen und man hat auch gemerkt, dass die Leute für diese Bands gekommen sind. Auch die eingeflogenen Bands zeigen da ein deutliches Bild.
Bitter Youth gehören nicht in diese Kategorie und es war dementsprechend verhalten.
Nihility - Hier ging es dann los. Hardcore trifft auf Death Metal mit sehr wütenden Moshparts und einem Sänger, der neben seiner guten Stimme das Publikum vollends unter Kontrolle hatte. Die Leute sind aufgewacht und es wurde ein Vorgeschmack auf die nächsten Tage gegeben in Form von hartem Mosh. Und wenn ich harten Mosh sage, dann meine ich harten Mosh, da wurde mit der Gewalt nicht gespart. Höhepunkt war dann das
Kickback Cover "No Surrender", bei dem das Publikum völlie eskalierte inkl. des Sängers, der, nachdem er einem Besucher, der offentlich den Text konnte, das Mikro in die Hand gedrückt hat, diesen beim anschließenden Part halb umgekloppt hat. Manche Sachen rufen immer noch einen Mix aus Faszination und Kopfschütteln in mir hervor, aber das Set war gut. Keine Frage.
Prowler - Neben den bereits erwähnten Old School 90s Metalcore/Hardcore Bands wurden auch viele LBU Bands gebucht. Dabei handelt es sich um eine Crew aus London, deren bands alle recht ähnlich und dabei vor allem moshlastig klingen. Man könnte auch stumpf sagen. Die bekannteste Truppe ist wohl
Knuckledust.
Prowler haben sich, vor allem auf dem Festland, nach meinem Empfinden sehr rar gemacht und es war auch das erste Mal, dass ich diese Truppe gesehen habe. Fazit: Der Sänger hat eine üble Stimme, aber die Mucke gibt mir absolut nichts. Natürlich wurden die in London auch abgefeiert, aber das ist einfach nichts für mich.
Renounced - Top Band, ohne Frage. Typischer von 90s Metalcore beeinflusster Sound, allerdings mit vielen ruhigen Parts, in denen der Sänger, der auch als Mitglied der
Backstreet Boys durchgehen könnte, singt oder nur spricht. Ein wirklich schöner Mix. Dem gegenüber stehen unglaublich harte Breakdowns, bei denen natürlich weider harter Mosh praktiziert wurde. Im Vergleich zum Set auf dem CTW Fest im Dezember gab es deutlich weniger Singalongs, dafür aber eutlich härteren Mosh. Im Endeffekt waren beide Sets gut, auch wenn das
Poison the Well Cover dieses Mal nicht gespielt wurde.
Canvas - Alte englische Band. Ich weiß grad gar nicht, ob die extra für dieses Fest noch einmal einen Gig gespielt haben oder ob es wieder mehr Shows gibt, aber es war auf jeden Fall etwas Besonderes und das Alter vor der Bühne stieg. Der Sound war noch metallischer als bei bspw.
Renounced. An sich klang alles ganz gut, aber die cleane Stimmedes Sängers hat mich absolut nicht abgeholt. Im zweiten Teil des Sets gab es dann zwar einige Songs, bei denen auf eben jenen cleanen Gesang verzichtet wurde, die ich auch weitaus besser fand. Allerdings war es zu diesem Zeitpunkt schon deutlich leerer in der Location, sodass die Band etwas auf verlorenem Posten war. Schade für sie, aber mehr als solide war das nicht.
Samstag, 13.10: (The Dome)
Target Lock - Joa, das war Hardcore, nichts Besonderes. Hat mich nicht abgeholt und war auch nach 10 Minuten vorbei. Das
Madball Cover wurde auch gut vom Sänger verkackt. Muss ich nicht nochmal sehen.
Last Shreds - Neue Band des
Dead Swans Sängers, der an diesem Tag zwei Auftritt absolviert hat. Die Band ist auch der alten band nicht unähnlich. Meiner Meinung nach die etwas härtere Version. Hat mir auch nicht schlecht gefallen. Allerdings hatte die Band unglaubliche Probleme mit der Technik. Nachdem vor der Show die Box des einen Gitarristen getauscht werden musste, sodass die SHow verspätet anfing, fiel im Anschluss die Gitarre des anderen Gitarristen aus, sodass die Band die Show nur mit einer Gitarre gespielt hat. Mies, aber die Band hat das Beste draus gemacht. Neben den bisher geschriebenen Songs wurde auch ein
Inside Out Cover gespielt. Ich habe nachgesehen und wenn man diese Veranstaltung als eine Show sieht, habe ich seit Dezember keine Hardcore Veranstaltung gesehen, auf der kein
Inside Out Cover gespielt wurde. Unfassbar. Immerhin gab es dieses Mal statt "No Spiritual Surrender" "Burning Fight". Ein Alleinstellungsmerkmal.
Grand Collapse - Hier ist nicht viel von hängen geblieben. War okay, aber im Prinzip egal. Eigentlich so wie der Opener, nur ohne verkackte Cover.
Frame of Mind - Sehr spezieller, chaotischer Hardcore, regelrecht anstrengend mit ganz interessantem Gesang des ehemaligen
xRepentancex Drummers. Diese Show war wirklich klasse. Der Sound war gut, die Band hatte Bock und das Publikum ist auch wachgeworden und hat das Ganze zu einer rundum gelungenen Show gemacht.
TRC - Habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen und auch recht hohe Erwartungen, da die Band live immer abgeliefert und Ende 2010 in Essen eine der brutalsten Shows gespielt hat, die ich je gesehen habe. Auf Platte gebe ich mir die Band aber eigentlich nie. Das Produkt ist auch schnell erklärt. Stumpfer Sound, zwei Sänger, einige Rapparts und am Ende eines jeden Songs ein sehr langsamer Breakdown. Einer der Sänger ist glaube ich so etwas wie ein Lifecoach, zumindest hat er eine ziemlich peinliche Facebook Seite, auf dem er sein Leben thematisiert. Das hat sich auch aufs Set übertragen, da er dort die ganze Zeit von der Energy im Raum sprach, es wirkte wie eine durchgehende Motivationsrede. Brauch ich jetzt nicht, hat aber gefruchtet. Die Leute sind ziemlich eskaliert, wohl auch weil Shows der band Mangelware sind und beim letzten Song war wirklich die Hölle los. Allerdings wieder nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch folgen sollte. Insgesamt wieder ein gutes Set, aber Essen 2010 bleibt wohl für immer unerreicht.
Dead Swans - Wie bereits erwähnt, wurde jetzt auch erklärt, wieso der Sänger zwei Auftritte absolvieren musste. Bei der Anfrage des Bookers hat an ihn hat er es so verstanden, dass
Last Shreds spielen sollten und er hat dementsprechend alles abgeklärt. Nachdem der "Fehler" rausgekommen ist wurden dann kurzerhand beide Bands gebucht.
Dead Swans haben mir nie sonderlich gut gefallen, könnte aber hier evtl sogar ankommen. Sind meiner Meinung nach eine düstere Version der Wave Bands. Dementsprechend gab es hier auch quasi keinen Mosh, dafür viele textsichere Leute vor der Bühne. Aber man merkte trotzdem, dass die Leute auf die nächsten drei Bands gewartet haben. Show hat mir besser gefallen als erwartet, aber ich werde auch danach kein Fan.
Xibalba - Die erste Exklusive Show und mein erstes Konzert der Band seit 2013. Viel zu viel Zeit und die Leute hatten Bock. Ab diesem Zeitpunkt war die Hölle vor der Bühne los. Unfassbar Szenen spielten sich im Pit ab, ohne dass es zu Schlägereien gekommen ist, aber man hätte die Gewalt wohl nur noch durch Einsatz von Waffen steigern können.
Xibalba sind mit ihrem mit Death Metal und Sludge gespickten Hardcore auch durch und durch auf Mosh ausgelegt, was beim Opener "Cold" eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde. Unglaublich harte, wütende Band. Hat richtig Spaß gemacht, auch wenn die 2013er Show in Essen doch noch besser war. Ein neuer Song wurde auch gespielt und das Set mit "No Serenity" mit dem besten Song der Bandgeschichte abgeschlossen. Hart as fuck.
Arkangel - Es ging genau da weiter, wo
Xibalba aufgehört hatten. Durchweg unfassbar harter Mosh und man musste durchweg ein Auge auf das treiben vor der Bühne haben. Man kann es den Leuten nicht verüblen. Dieser Hardcore Sound ist einfach nur böse. Punkt. Leider wirkt die Band auch unglaublich unsympathisch und die Straight Edge mit ihren doch teilweise krassen Lyrics wirken auch komisch, wenn sie jemand singt, der zwischen den Songs genüsslich ein Bierchen trinkt, aber an Härte werden diese Songs wohl nie verlieren. Sound war auch sehr gut, weshalb mir die Show auch besser gefallen hat als die im vergangenen Jahr in Duisburg. Nachdem die Band jahrelang quasi nict gespielt hat, wurde jetzt schon die nächste Show für Mai 2018 angekündigt. Ich werde wohl da sein.
Martyr A.D. - 2017 gab es die Reunion nach 12 Jahren und nun den ersten Europa Auftritt seit Ewigkeiten. Dementsprechend wurde das Niveau der Vorbands gehalten, wenn nicht sogar überboten. Das hätte ich nicht gedacht, aber der Metalcore Sound hat einfahc noch eine deutlich technischere Kompotente. Durchaus anstrengend, aber dabei auch unglaublich wütend. Es ist nicht mit Bands wie
Parkway Drive oder so vergleichbar. Alles ist viel rauer, aber es hat mir sehr gut gefallen. Vor allem bei den beiden letzten Songs "The Montreal Screwjob" und "American Hollow" herrschte wieder völlige Eskalation vor der Bühne. Der Auftritt hat durchaus Top 10 Potential fürs Jahr. Der Wahnsinn.
Sonntag, 14.10 (Boston Music Room)
xServitudex - Eigentlich verschwendet als Opener und letzte Woche noch in den Staaten gewesen als pre Show zum fantastischen FYA Fest, allerdings ging es wohl nicht anders. Fügte sich nahtlos in die 90s Metalcore Schiene ein. Die Crowd war dementsprechend schon um 15 Uhr gut dabei und es war Einiges los vor der Bühne. Gutes Set, CTW Fest war allerdings besser. Hoffe die kommen bald mal nach Deutschland.
Imposter - Langweiliger 08/15 Hardcore. Das war nix.
Who Cares? - Der Name war hier Programm. Mehr muss nicht gesagt werden.
Swan Song - Nachdem ich bei den beiden vorherigen Bands etwas rumgedöst habe war das ein Wachmacher. Grundsolide Show mit einem Sound im Stile von early-
Hatebreed. Das wra hart, das war gut. Zusätzliches Plus geht an den Sänger, der zwischen all dem Hass und der Gewalt astreine Ansagen rausgehauen hat. Das hat mir doch sehr gut gefallen, da die Szene in UK doch ziemlich unpolitisch ist.
Revolve - Wieder 90s Metalcore, ultrahart. Musste sich auch vor xServitudex nicht verstecken, wobei es hier doch noch ein Bisschen technischer zur Sache ging. Set hat mir sehr gut gefallen und die werden auch sicherlich ihren Weg gehen. Hier gab es ein Cover:
Kickback - "No Surrender". Keine Ahnung, ob es bei
Nihility oder hier besser war, es war auf jeden Fall wieder die Hölle los vor der Bühne. Schade, dass es
Kickback nicht mehr gibt. Die würde ich auch noch einmal gerne sehen, da die einzige Show der Band, die ich gesehen habe, doch recht lahm war. Ich schweife ab.
Revolve waren top.
Life Betryas Us - War so ähnlich wie
Prowler, nur ohne die fette Stimme des Sängers. Wurden natürlich auch abgefeiert. Haben mich aber nicht abgeholt.
Ninebar - Siehe
Life Betrays Us, wobei mich hier die beiden Sänger nochmal zusätzlich nerven.
Chokehold - Die Show stand unter keinem guten Stern. Der Sänger hatte sich einige Tage vorher in den USA bei einem Treppensturz einige Rippen gebrochen und konnte dementsprechend nicht singen. Es wurde also improvisiert, indem einige Leute als Ersatz gesungen haben, u.a. die Sänger von
Swan Song,
xLiarx und
xRepentance und es war wirklich cool. Es war richtig schön, einige Leute da am Mic zu sehen, für die dieser Moment nach ihrer (zukünftigen) Hochzeit und der Geburt der Kinder augenscheinlich das größte Ereignis ihres Lebens ist. Da haben sich erwachsenen Männer Ende 30 beim Betreten der Bühne wie kleine Kinder gefreut und es wurden nette Anekdoten erzählt. Am schönsten war ein Herr, der erzählte, dass er 1995 die Band verpasst hat, da es ihm seine Eltern verboten haben. Genug davon, alle Sänger haben abgeliefert, die Bandmitglieder an den Instrumenten sowieso. Der Sound ist einfach zwischen all der Härte unglaublich groovig. Das Publikum inkl. des ehemaligen Sängers von
War from a Harlots Mouth war auch voll dabei und vor der Bühne war eine große Traube. Stage Dives, Mosh, alles top. Es war sicherlich etwas Einzigartiges und ich hatte nicht allzu hohe Erwartungen, aber es war top. Manche Leute meinten im Nachhinein sogar besser als mit dem Original Sänger.
Disembodied - Der Hauptgrund für meine Anreise und, obwohl der Samstag insgesamt besser war, auch im Nachhinein betrachtet das beste Set. Ohne diese band gäbe es
Code Orange in der heutigen Form nicht. Die Songs klingen wie die der Band aus Pittburgh, die ja mittlerweile für den Grammy nominiert wurde, nur deutlich rauer und nicht so glattproduziert. Wobei man eigentlich eher sagen muss, dass
Code Orange die glattproduzierte Version von
Disembodied sind. Die Songs haben viele Tempowechsel, heftige Moshparts und sich durchweg wütend. Die Leute haben es ab Sekunde 1 mit Mosh, Stage Dives und Singalongs gedankt. Es war ein würdiges Ende, bockstark. Hoffentlich dar ich die nochmal sehen. Nach
Earth Crisis und
Chokehold darf das Fluff hier gerne mal seine Fühler ausstrecken.
Fazit:
Gut orgainisiertes Festival, welches voll und ganz im Zeichen des 90s Metalcore/Hardcore Revivals stand. 2019 soll es eine weitere Version geben. Bei entsprechendem Line Up kann ich mir gut vorstellen, dass ich wieder anwesend bin.