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L4TIDO - Festival (Guanajuato/MX)

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nilolium
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L4TIDO - Festival (Guanajuato/MX)

Beitrag von nilolium » Mi 17. Mai 2017, 18:31

*** Ich weiß, ich weiß. Kleines Tagesfestival auf der anderen Seite der Welt mit hierzulande kaum bekannten Bands - und dafür ein eigener Thread? Aber nach einer positiven Akkreditierung macht man so etwas gerne :) Also: Here we go!

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Das L4TIDO-Festival ist in zweierlei Hinsicht eine spannende Sache. Einerseits findet es in Mexiko statt und hält deshalb viele potentielle Neuentdeckungen im Line Up Parat und andererseits ist es die erste Ausgabe dieses Festivals. Deshalb war ich reichlich gespannt, wie sich die Organisatoren wohl schlagen würden.


An jeder Straßenecke in Guanajuato verkündeten es die Plakate: Die erste Ausgabe vom L4TIDO-Festival rückt näher! Das Line Up versprach ein Potpourri aus Pop, Rock, Punk und Digital Cumbia, ergänzt von einem mittlerweile schon fast obligatorischen Elektro-Zelt. Von den bestätigten Bands waren mir im Voraus einzig Bomba Estéreo ein Begriff. In Deutschland spielten die umtriebigen Kolumbianer bisher auf Festivals wie dem Lollapalooza 2016 oder dem SummerJam 2012.

Am Vormittag galt es zunächst, eine geeignete Busverbindung zu finden – und das war gar nicht so einfach. Obwohl das Festival ca. 12 Kilometer von meinem Teilzeit-Domizil Guanajuato entfernt stattfand, gab es keine Shuttlebusse. Etwas unverständlich, da ein landesweit agierendes Busunternehmen zu den Sponsoren zählte. Deshalb war meine Laune zur Ankunft im Parque Bicentenario nicht gerade die beste, als ich ihn nach dreimaligem Umsteigen und ca.1.5 Stunden Fahrzeit endlich erreicht habe.

Auf dem Gelände fiel zunächst auf, dass die beiden Hauptbühnen direkt nebeneinander platziert waren. Soundclash gab es jedoch zu keinem Zeitpunkt, da sie immer abwechselnd bespielt wurden. So musste man sich kaum über Überschneidungen ärgern.

Bereits am späten Nachmittag war der Platz vor den Bühnen gefüllt mit einer gut gelaunten und friedlichen Besucherschar. Keine Spur von Alkoholleichen, die man zu diesem Zeitpunkt auf vergleichbaren deutschen Festivals durchaus erwarten würde.

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Der Parque Bicentenario ist eine großflächige Kulturinsel mit ständig wechselnden Ausstellungen. Somit hatte man durch die vielen unbenutzten Buden und Bauten an diesem Abend ab und an ein gewisses Lost-Place-Feeling. Der wunderbare Sonnenuntergang und der weite Blick ins Tal von Guanajuato entschädigte dafür aber doppelt. Erwartet wurden übrigens 15.000 Besucher, tatsächlich waren es letzten Endes 8000.

Das Line Up war wirklich spitze zusammengebucht, sodass ich bei lediglich zwei Konzerten gähnend das Weite suchte. Eine der positivsten Überraschungen waren Los Romanticos de Zacatecas, die ziemlich genau wie die frühen Green Day klingen – nur eben auf spanisch. Auch Bomba Esteréo machten dem Publikum mit jedem einzelnen ihrer Songs ordentlich Feuer unterm Hintern. Ihre elektro-infizierten Versionen traditioneller lateinamerikanischer Musik würde auch in Deutschland extrem gut ankommen, da bin ich mir sicher. Im Juni 2017 geben sie sich als Vorband von Arcade Fire in Köln die Ehre - nicht verpassen!

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Ein weiteres Highlight war Natalia Lafourcade, eine der erfolgreichsten Popsängerinnen Lateinamerikas. Zurecht! Begleitet von Trompeter, Schlagzeuger und Gitarristen hat die Mexikanerin sicherlich nicht nur mein Herz gebrochen. Versiertester Pop wie aus dem Bilderbuch, vorgetragen von einer absolut charismatischen Frau. Vergleiche mit hiesigen Sängerinnen fallen schwer, am ehesten fällt mir da Judith Holofernes ein.

Am Ende des Tages, es war mittlerweile nach Mitternacht, wagte ich noch einen Abstecher ins Elektrozelt, das ich bis dato vernachlässigt habe. Dort spielte mit Moon Runner ein Abschlussact, der sich hinter Szenegrößen wie Booka Shade nicht zu verstecken braucht! Bleibt zu wünschen, dass die Musik der beiden irgendwann einmal über den Ozean schwappt. Doch wenn man sich die Facebook-Seite der Band anschaut, scheinen die beiden nicht einmal in Mexiko sonderlich bekannt zu sein. Da könnte ruhig mal ein aktuelles Album her.

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Die Abfahrt habe den ganzen Tag über verdrängt, weil ich schon ahnte, dass sie nicht einfach werden würde. Tatsächlich strömten die Besucher gegen 2 Uhr nachts zu Hunderten auf die Straße und warteten auf ein Taxi, Uber oder Mitfahrgelegenheit. Viele vergeblich, da das Handynetz hoffnungslos überlastet war. Ich hatte Glück, nach 30 Minuten Wartezeit hielt ein Taxi vor meiner Nase, in dem sich bereits drei Personen auf dem Weg nach Guanajuato befinden. Von Missmut jedoch keine Spur – die Freude über einen Tag voller exzellenter Musik überwiegte.

Alles in allem hat das L4TIDO-Festival vieles richtig gemacht. Bei diesem wunderbar zusammengestellten Line Up, ordentlichen Essensangebot und genügend Möglichkeiten zum Entspannen abseits der Bühnen gab es nichts zu meckern. Wenn nun noch die An- und Abfahrt besser geregelt werden könnte, würde das Expo-Gelände im nächsten Jahr sicherlich die erwarteten 15.000 Leute erreichen. Hinter dem hiesigen Festival-Giganten Vive Latino muss sich das L4TIDO-Festival jedenfalls nicht verstecken!

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