Datum: 24.02.16
Ort Knust, Hamburg
Abschiede sind immer schwer, dieser hier ist auf seine Art auch noch äußerst eigenartig.
Youth Lagoon verkünden Mitte Januar eine UK- und Europatour mit knapp über 20 Stopps. Anfang Februar verkündet Mastermind Trevor Powers überraschend das Ende der Band. Youth Lagoon sei „komplett", die drei Alben der Band eine „vorübergehende Trilogie". Die kommende Tour wird die letzte sein. Es ist keine klassische Abschiedstour, sondern eine wie jede andere. Sie endet nicht mit großem Abschiedskonzert in der amerikanischen Heimat, sondern im fernen Moskau. Im März stehen noch eine Handvoll Festivals auf dem Tourplan. Ob die Band ihren letzten Auftritt beim Field Day in London Mitte Juni spielen wird geht aus der Abschiedsnachricht nicht hervor. Fest steht, dass das Kapitel bald zu Ende ist. Einfach so.
Die Band schlachtet ihren Abschied nicht verkaufsfördernd aus. Nicht alle, die die Tour wahrgenommen haben, sind sich auch bewusst, dass es die letzte sein wird. Vielleicht auch deshalb ist das Hamburger Knust einigermaßen gut gefüllt, aber fern von ausverkauft. Und das trotz des durchaus fairen Preises. Als Support sind Mild High Club dabei, die zum Namen passende psychedelisch-verfrickelte Musik machen und den Preis für das wohl kitschigste Shirt seit langem einheimsen: Ein Flugzeug als Peace Zeichen, aus dessen Heck statt Kondensstreifen ein Cannabis Blatt entweicht. Das Ganze auch noch in Batik Optik. Das ist so schräg, dass es schon fast wieder cool ist.
Youth Lagoon selbst betreten die Bühne ohne große Ansage umhüllt von Nebel und wabernden Lichtern. Keiner der vier Musiker hat dem Publikum direkt das Gesicht zugewandt, durch den dichten Schleier in den sie gehüllt sind, ist das aber ohnehin kaum zu erkennen. Die Setlist wird vom aktuellen Album „Savage Hills Ballroom“ dominiert. Die neuen Songs sind live deutlich druckvoller, als auf Platte und werden mit der einen oder anderen Feinheit angereichert. So entstehen trotz der im Vergleich zum Vorgängeralbum etwas ruhigeren Stücke dichte Klangwände, die der Band eine starke Bühnenpräsenz verleihen. Die wirklich grandiosen Momente sind aber die, in denen die älteren Songs in große Soundkulissen ausbrechen, so wird der Breakdown aus „Sleep Paralysis“ zu einem fast anderthalb minütigen brachialen Monster, dessen Basston den gesamten Club vibrieren lässt. Doch auch zwischen diesen Ausbrüchen ist der Auftritt mehr als gut. Der Sound überlagert sich und lässt die sonst oft so klaren Songstrukturen verschwimmen, Powers schreit die repetitiven Teile seiner Lyrics an manchen Stellen als Gegenstück zu seiner sonst so sanften Stimme rau ins Mikrofon. Am Ende des Main Sets setzt „Dropla“ noch mal einen drauf. Der Song spielt sich hoch bis Powers samt Mikrofon mit ausgestrecktem Zeigefinger in Richtung Publikum, fast schon schreiend skandiert: „You'll never die, you'll never die you'll never die, you'll never die“. Schade, dass das nicht auch für seine Band gilt. Als Zugabe folgen das melodiöse Meisterwerk der mittleren Platte, „Mute“, dem der überlappende Live Sound leider weniger gut steht und zuletzt das langsame, nur von Klavier und Gesang getragene „17“. Passend, denn so bleiben die letzten Worte von Youth Lagoon auf der Bühne:
We were all having fun”