Die Messe war wieder klasse! Die Atmosphäre war (wie immer) begeisternd, überall glückliche Gesichter und gute Laune. Ich war am Samstag und Sonntag dort, und habe eine Menge Neuerscheinungen spielen bzw. antesten dürfen. Auffällig war, dass es verdammt viele 2 Spieler Spiele gab, die auch wirklich gut sind. Das hat uns in den letzten Jahren etwas gefehlt. Herausgekommen sind insgesamt 18 (!?) Käufe. Hier ein paar Eindrücke, die ich aus Zeitgründen unterhalb der Woche immer mal wieder um ein paar Zeilen erweitern werde:
Gespielt und gekauft:
Machi Koro + Erweiterung (2-4 Spieler): Ein tolles Kartenspiel (stand auch auf der Nominierungsliste zum Spiel des Jahres), indem man eine Stadt aus Kartensätzen mit unterschiedlichen Werten bauen muss. In der Startaktion wird gewürfelt. Mit ein bisschen Glück würfelt man eine Zahl eines Gebäudes, welches man selbst gebaut hat, dann erhält man Prämien, entweder aus der Bank oder vom Gegenspieler, je nachdem, was auf der Folgeaktion des Gebäudes steht. Im schlechtesten Fall hat ein Gegenspieler eine Karte mit dem gewürfelten Wert, dann muss man selbst abdrücken. Das heißt, man kann gehörig Einfluss nehmen. Danach darf man ein Gebäude bauen, welches in die Auslage zufällig reingemischt wurde. Die eigene Stadt wird also größer und größer, und das Würfeln bringt einem mehr und mehr Geld, oder man gibt eben mehr und mehr Geld ab. Das hat uns soviel Spaß bereitet, dass wir das Spiel gekauft haben. Falls jemand noch zuschlagen möchte, unbedingt mit Erweiterung kaufen. Die Stand-Alone Variante scheint auf Dauer eintönig zu sein, weil es für jede Würfelzahl nur 1-2 Gebäude gibt.
Cash’n‘Guns (3-X Spieler): Ist schon etwas älter, und war vor ca. 3 Jahren der Familienrenner auf der Messe, aber hatten wir noch nie gespielt. Hat Spaß gemacht, und für einen guten Messepreis auch mitgenommen.
Beasty Bar: New Beasts in Town (sinnvoll sind 3-4 Spieler): Ein witziges kurzes Kartenspiel für Jung und Alt für Zwischendurch, was ab der zweiten Runde richtig Laune macht. Haben wir Freitag und Samstag Abend jeweils zum Ausklingen im Hotel gespielt. Jeder hat den gleichen Kartensatz, aber nur 4 Karten auf der Hand. Es geht darum, sein partywütiges Tier in die Beasty Bar zu bringen. Ein Gorilla versperrt allerdings den Zugang, ist also relativ realitätsnah
Jede Karte hat hierbei eine eigene spezielle Fähigkeit, z.B. das Lama spuckt den Vordermann an und dieser lässt das Lama angeekelt vor, oder der Tiger frisst das Tier, welches zwei Plätze vor ihm steht und stellt sich dort an usw. usw. Dabei entstehen die unterschiedlichsten und aberwitzigsten Situationen. Gespielt wird reihum eine Karte, dann darf man eine nachziehen. Wenn 5 Karten vor dem Gorilla ausliegen und die Fähigkeiten komplett ausgereizt sind, werden die ersten beiden in die Bar gelassen, die nächsten beiden rücken vor und das letzte Tier landet in der Gosse. Wer die meisten Tiere reinbekommt, hat gewonnen. Absolute Kaufempfehlung, weil a) das Thema ist witzig, b) die Karten sind schick und c) wer eben noch vorne war, landet auf einmal in der Gosse, und andersherum. Dennoch ist das nicht alles Zufall, also ein bisschen Taktik ist schon gefragt. Spielspaßmässig hat das was von Love Letter. Wir überlegen, den ersten Teil auch noch zu kaufen, sobald die Luft mal raus ist, woran ich aber noch lange nicht glauben kann.
Die Holde Isolde (auf englisch Medieval Academy, 2-5 Spieler): Trotz des bescheuerten deutschen Titels bin ich mir sicher, dass dieses Familienspiel im Märchenstil mindestens auf der Nominierungsliste zum Spiel des Jahres landen wird, ja sogar gute Gewinnchancen hat. Einfache Regeln auch für Wenigspieler und dennoch ein cleveres Spielprinzip mit vielen taktischen Möglichkeiten prägen das Spiel. Es wird mit 7 kleinen unterschiedlichen Spielbrettern gespielt, auf denen man sich über ein Kartensystem bewegt und Punkte oder Minuspunkte erhält. Dabei kann sich innerhalb kürzester Zeit alles ändern. 5 Spieler sind hier optimal, weil man sich dann gegenseitig die Punkte wegnehmen kann. Das macht wirklich einen Riesenspaß und hat uns allen gefallen.
Die blutige Herberge (2-4 Spieler): Storymässig ist das mein Spiel der Messe. Man spielt einen armen Hotelbesitzer, der unbedingt Knete benötigt. Um das zu erreichen, besticht und/oder tötet man die eigenen Gäste und raubt sie aus. Damit nicht genug, die Leichen müssen irgendwo hin. Dafür kann man Gebäude bauen, damit einem die im Hotel eingecheckte Polizei nicht auf die Spur kommt. Wenn das mangels Kartendeck oder Aktionen nicht geht, erledigt man diesen eben auch noch. Nachteil: Nun sind 2 Leichen wegzuschaffen, bevor man erwischt wird. Die Spielkarten wie auch die Mechanik sind recht abstrakt, wissen aber zu gefallen. Teilweise hat einer im Mordrausch die komplette Runde erledigt, nur weil immer und immer wieder Polizisten eingezogen sind, die Leichen aber nicht vergraben waren. Teilweise ist das Spiel auch trotz der simplen Regeln gar nicht so einfach, weil man schon strategisch vorgehen muss, um zu gewinnen.
Discoveries (2-4 Spieler): Hatte ich vor der Messe schon ganz oben auf der Liste, und es hat die Vorschusslorbeeren verdient. Die Spielmechanik ist auch recht einzigartig. Man merkt, da hat sich jemand Gedanken gemacht. Der Titel ist Thema: Man entdeckt unerforschte Gebiete und solidarisiert sich mit guten und/oder bösen Indianern. Gespielt wird auf einem eigenen Brett, das Spielbrett in der Mitte dient nur zum Karten und Würfel ablegen. Die eigenen 6 Würfel dienen dabei als Spielsteine, die nur einmal gewürfelt werden, wenn man diese bekommt. Danach nutzt man sie in unterschiedlichen Kombinationen als unterschiedliche Aktionsgeber. Je mehr Stämme man auf seiner Seite hat, desto einfacher wird also das Spiel, desto weitere Wege kann man erforschen, desto mehr Siegpunkte gibt es. Das Spiel ist zurecht auch auf der Fairplayliste gelandet. Ein Schmuckstück eines Spieles, und einer meiner Headliner
Harbour (2-4 Spieler): Ist ein relativ simples Handelsspiel (Prinzip Waren handeln, Gebäude kaufen, Zölle einsammeln etc.), welches man auch gut für 30 Minuten zu zweit oder zu dritt spielen kann. Kann es leider noch nicht einschätzen, wie es sich auf Dauer verhält, es gibt aber für Fortgeschrittene einige Zusatzregeln, die das Spiel interessanter machen. Hat es schon in besserer, aber auch in deutlich schlechterer Form schon gegeben.
Tides of Time (2 Spieler): Hierbei handelt es sich um ein Kartenspiel in einer hübschen Aufmachung, das Spaß macht, aber auch recht kurzweilig ist. Wir waren nach 15 Minuten durch. Beide Spieler tauschen ihre Karten hin und her, jedes Mal wird dabei eine gezogen. Jede Karte hat nun eine eigene Fähigkeit, um in Kombination mit anderen Karten an Punkte zu kommen. Hat mir auf jeden Fall sehr gefallen, und kann man gut in den urlaub nehmen.
7 Wonders: Duel (2 Spieler): Die eigenständige 2 Spieler Variante von 7 Wonders. Das Prinzip ist ähnlich, aber das Spielerlebnis doch anders. Wir hatten 7W vor ein paar Jahren nur auf der Messe gespielt, und es hatte uns nicht 100% überzeugt, aber das Prinzip ist irgendwie trotzdem hängen geblieben. Man kann auf unterschiedliche Art & Weise gewinnen (Militär, Wissenschaft oder Siegpunkte), daher sind die taktischen Möglichkeiten sehr vielseitig. Erstaunlicherweise scheint das sehr ausgewogen zu sein, kam uns zumindest bei der ersten partie so vor. Wer 7 Wonders mochte, wird Duel lieben. Wer es nicht soooo toll fand, wird es wahrscheinlich trotzdem mögen. So ist es auf jeden Fall bei uns.
Grand Austria Hotel (2-4 Spieler): Ein etwas komplexeres Spiel rund ums Hotelmanagement. Die Aufmachung ist hübsch, die Möglichkeiten vielfältig, das Thema mag ich einfach (siehe auch die blutige Herberge). Leider war der Erklärbär extrem schlecht, aber unsere Vorstellungskraft hat uns dennoch zum Kauf des Spiels geführt. Sobald wir das mal gespielt haben, gibt es weitere Infos.
Mysterium (4-7 Spieler (ich empfohle min. 6)): Mysterium wurde vorab als eines der Highlights der Messe angepriesen, und war dementsprechend auch ausreichend beworben bzw. am Ende vergriffen. Das Spiel selbst ist eine kooperative Mischung aus Cluedo und Dixit. Ein Mitspieler spielt einen ermordeten Geist, welcher die Mitspieler über abstrakte Hinweiskarten auf den Täter, auf den Ort und die Tatwaffe des Mordes führen muss. Ich persönlich mochte Dixit überhaupt nicht, finde Mysterium trotzdem klasse. Ob sich das Spiel auf lange Sicht rentiert, wird man sehen, weil sich das Kartendeck natürlich irgendwann wiederholt, und sich gewisse Interpretationen festsetzen, die das Spiel ggf. erleichtern.
Gekauft, aber nicht gespielt:
Mafia de Cuba (3-X Spieler): Haben wir nur kurz zugeguckt. Ist ein absolutes Partyspiel im Stile von Cash & Guns. Gekauft.
Colt Express Erweiterung: Haben wir mitgenommen weil Colt Express fast auf jedem 2015er Spieleabend zum Einsatz kam. Den Delorean haben wir nur nun 3mal, wer Interesse hat, bitte PN. Die Regeln lesen sich auf jeden Fall toll, diese geben dem Spiel definitiv wieder Pfeffer. Wird am Samstag dann direkt mal ausgetestet…
Imperial Settlers + Nachbarschaftshilfe (1-5 Spieler): Die Tische waren immer voll, wenn wir vorbeikamen und spielen wollten . Im Endeffekt haben wir dann spontan zu einem guten Kurs zugeschlagen, ohne es anzuspielen. Die Regeln versprechen allerdings Verheißungsvolles. Mehr später, sobald ich es gespielt habe.
Top & Flop (4-X Spieler): Haben wir einfach mitgenommen und kurz angeteast. Ist eine Spielvariante von der Preis ist heiß. Wird sich als Partyspiel ohne großes Tam Tam hervorragend eignen.
Wird noch gekauft, weil ausverkauft/nicht veröffentlicht:
Condenames (minimum 6 Spieler): Ein kurzes kreatives Agentenspiel für Zwischendurch, und für jeden Spieleabend mit vielen Leuten ein Pflichtkauf. Die Anzahl der Spieler wird in 2 Agententeams geteilt, und in jedem Team ein Anführer gewählt. Dann werden 25 Begriffe ausgelegt. Der jeweilige Anführer gibt nun ein Wort und eine Anzahl vor, und die Agenten müssen dazu die passenden Begriffe assoziieren und diese erraten. Klingt langweiliger, als es ist, da es viele Mehrdeutigkeiten gibt, und der Anführer natürlich ein individuelles Verständnis seiner Assoziation hat. Das macht schon gut Spaß. Leider war das Spiel bereits nach dem zweiten Tag ausverkauft.
Die Legenden von Andor: Chada & Thorn (2 Spieler): Was für ein tolles kooperatives Spiel, leider bisher noch nicht veröffentlicht (aber vorbestellt
). Wir durften eine Runde spielen, und waren begeistert (ohne bisher das Hauptspiel Die Legenden von Andor gespielt zu haben). Chada & Thorn sind zwei Helden, die auf einer verlassenen Insel stranden. Dort geht es munter zu: Monster lauern im Nebel und es gilt, einem Fluch zu entkommen. Dieser steigt im Laufe des Spiels automatisch ins Spiel ein, und verfolgt beide Spieler. Wird man eingeholt, hat man verloren. Wenn man ein angreifendes Monster nicht besiegen kann, hat man ebenfalls verloren. Von der Spielmechanik ist das ein Brettspiel, wobei jeder Zug per Karten gelegt wird, die relativ schnell immer wiederkehren (ein bisschen Dominionartig, nur ohne Handkarten). Dabei ist es ganz wichtig, gemeinsam eine Strategie zu entwickeln, um dem Fluch zu entkommen. Es stand sehr lange sehr schlecht um uns, und der Fluch war teilweise nur einen Schritt hinter uns, aber wir haben es tatsächlich in unserem ersten Spiel ins Ziel geschafft.
Es gibt zusätzlich Expertenregeln, nach denen wir beim nächsten Mal spielen werden. Kann ich wirklich jedem nur empfehlen, der Sehnsucht nach einem richtig guten kooperativen Spiel mit einer Portion Nervenkitzel hat.
Nicht gekauft, aber gespielt:
Dice City (2-4 Spieler): Ähnelt Machi Koro, wurde vor der Messe von BGG groß gemacht. Man baut ebenso eine Stadt, nur man würfelt deutlich mehr. Im Vergleich war das allerdings relativ zäh und wir haben nach 30 Minuten abgebrochen, weil man hier deutlich weniger interagieren kann und man ziemlich für sich alleine spielt. Eine deutsche Version soll dennoch bald rauskommen. Greift lieber auf Machi Koro zurück.
Willkommen im Dungeon (3-4 Spieler): Spielt sich so wie Munchkin, nur in ganz einfach und schnell. Leider scheint der Wiederspielwert = 0 zu sein, weil die Regeln nicht ausgeklügelt genug sind. Letztlich bleibt es trotz unterschiedlicher zu spielender Heroes immer das gleiche Spiel, da die Monster, die man im Dungeon besiegen muss, keine besonderen Fertigkeiten haben, und die Gegenstände, die man mitnimmt, immer und immer die gleichen sind. Daher: nicht kaufen!
Skyliners (2-4 Spieler): Skyliners ist ein 3D Spiel. Jeder Mitspieler baut Hochhäuser in einer Großstadt. Um zu punkten, muss man sich selbst Aufgaben geben. Hierbei tippt man, wieviele Hochhäuser man nach Spielende aus der eigenen Perspektive sehen kann. Für Zwischendurch war das ganz nett, aber hat uns letztlich nicht 100% überzeugt.