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von Quadrophobia » Mo 12. Feb 2018, 16:46
Ich glaube tatsächlich auch, dass man idR gesünder lebt, wenn man Straight Edge ist. Ich glaube aber, dass die Lebensrealität der meisten Menschen eine ganz andere ist. Da sollte eher am Ist-Zustand angesetzt werden und der ist nunmal ein verbreiteter Konsum von Gras über Pillen bis hin zu Opioiden.
Aus der Illegalität der meisten Drogen resultiert leider auch die mangelnde Aufklärung darüber. Eine offene, neutrale Aufklärung ist rechtlich schwierig, weswegen krude "Aufklärungskampagnen" (eine der verbreitetesten Anti-Drogen Broschüren weltweit wird von Scientology vertrieben) ein stark verzerrtes Bild liefern. Das führt wiederum dazu, dass Konsument*innen kritische Informationen über Drogen generell weniger ernst nehmen, weil der Großteil der Anti Drogen Kampagnen eben weltfremder, ideologisch aufgeladener Bullshit ist. Eine Aufklärung über tatsächliche und relative Gefahren des Konsums findet im gesamten Spektrum nicht statt. Bei den legalisierten Rauschmitteln wird zwar auch intensiv (und in Deutschland sehr erfolgreich) gegen die gesundheitliche Aufklärung gelobbyd und die wissenschaftliche Tatsachenforschung durch gefälschte Studien verzerrt, aber Aufklärungsmaterial gibt es tatsächlich sehr viel. Da sowohl Raucher*innenzahl, als auch Gesamtkonsum von Alkohol hierzulande zurückgeht, halte ich das für eine graduell erfolgreiche Strategie, auch wenn man um eine höhere Steuer für eklatant gesundheitsschädigende Substanzen, wie Nikotin, Alkohol und Zucker nicht herumkommt, wenn man Aufklärung und Therapie ausfinanzieren möchte.
Diesen Ansatz halte ich für potentiell am besten, was (bisher) illegale Drogen angeht. Eine Entkriminalisierung und (Teil)Legalisierung mancher Drogen, würde Süchtigen und Hilfsorganisationen mehr Handlungsoptionen einräumen. Zusätzlich könnten vernünftige Aufklärungskampagnen über Abhängigkeitsgefahren, physische und psychische Schäden oder selbst noch progressivere Instrumente wie Reinheitschecks und "Pillreports" helfen, die negativen Folgen einzudämmen.
Falls Interesse besteht: Ich arbeite in einem Projekt mit Jugendlichen und habe ende des Monats eine Fortbildung zum Thema Drogen und Umgang damit in der Jugendarbeit und könnte gerne mal berichten, wie Expert*innen das in der praktischen Arbeit bewerten.