Waxahatchee - Cerulean Salt
Courtney Barnett - Double EP: A Sea of Split Peas (wobei die erste von 2012 ist)
Re: Gedanken eines Schalentiers
Verfasst: Di 9. Mai 2023, 09:08
von smi
Haie sind älter als Bäume!
(400 vs 350 Millionen Jahre)
smi
Re: Gedanken eines Schalentiers
Verfasst: Sa 13. Mai 2023, 10:59
von SammyJankis
Ich finde es echt spannend, dass in diesem Forum vielleicht so 100-150 aktive BenutzerInnen gibt, aber nebenbei vor allem von Mai bis Juli im Mitfahrgelegenheits Bereich voll viel los ist, weil sich Leute connecten. Ich nehme da nie dran Teil, weils einfach nicht meine Festivals sind, finds aber irgendwie wholesome, dass das Forum dahingehend so viel Anklang findet. Wäre nur cool, wenn ab und zu jemand den Sprung zur Daueruser*in schafft, aber no Pressure.
Re: Gedanken eines Schalentiers
Verfasst: Sa 13. Mai 2023, 17:49
von mattkru
Das ist genau der Bereich, in dem ich irgendwie nie reingucke.
Re: Gedanken eines Schalentiers
Verfasst: So 14. Mai 2023, 10:43
von Quadrophobia
SammyJankis hat geschrieben:Ich finde es echt spannend, dass in diesem Forum vielleicht so 100-150 aktive BenutzerInnen gibt, aber nebenbei vor allem von Mai bis Juli im Mitfahrgelegenheits Bereich voll viel los ist, weil sich Leute connecten. Ich nehme da nie dran Teil, weils einfach nicht meine Festivals sind, finds aber irgendwie wholesome, dass das Forum dahingehend so viel Anklang findet. Wäre nur cool, wenn ab und zu jemand den Sprung zur Daueruser*in schafft, aber no Pressure.
Finds auch spannend, dass sich hier neben den regelmäßigen Langzeituser*innen gruppen beim Primavera und Appletree Leute für Rock im Park und das Ikarus Festival Memmingen finden
Burial - Rival Dealer
Nick Cave - Push the Sky Away
James Blake - Overgrown (!) (mein Lieblingsalbum von ihm)
The Knife - Shaking the Habitual
Laura Marling - Once I Was an Eagle
Everything Everything - Arc
Noch ein paar mehr 2013er Alben gefällig? Dieses Jahr, ey.
Portugal. The Man - Evil Friends (wie konnte ich das denn vergessen?!)
These New Puritans - Field of Reeds
Bring Me The Horizon - Sempiternal
Jon Hopkins - Immunity
Dann noch so viele, die mir nicht so viel geben, die aber in den jeweiligen Diskographien der Bands sehr geschätzt sind:
Arctic Monkeys - AM
Arcade Fire - Reflektor
David Bowie - The Next Day
Janelle Monáe - The Electric Lady (die kenne ich noch nicht richtig tbh)
Daft Punk - Random Access Memories (mag ich zwar gar nicht, aber da bin ich ja in der Minderheit)
Childish Gambino - Because the Internet
Burial - Rival Dealer
Nick Cave - Push the Sky Away
James Blake - Overgrown (!) (mein Lieblingsalbum von ihm)
The Knife - Shaking the Habitual
Laura Marling - Once I Was an Eagle
Everything Everything - Arc
Noch ein paar mehr 2013er Alben gefällig? Dieses Jahr, ey.
Portugal. The Man - Evil Friends (wie konnte ich das denn vergessen?!)
These New Puritans - Field of Reeds
Bring Me The Horizon - Sempiternal
Jon Hopkins - Immunity
Dann noch so viele, die mir nicht so viel geben, die aber in den jeweiligen Diskographien der Bands sehr geschätzt sind:
Arctic Monkeys - AM
Arcade Fire - Reflektor
David Bowie - The Next Day
Janelle Monáe - The Electric Lady (die kenne ich noch nicht richtig tbh)
Daft Punk - Random Access Memories (mag ich zwar gar nicht, aber da bin ich ja in der Minderheit)
Childish Gambino - Because the Internet
+ The Strokes - Comedown Machine
+ Queens of the Stone Age - ...Like Clockwork
2013 steht auch bei mir ganz oben und würde u.a. noch folgendes zu deiner Liste hinzufügen:
Boards of Canada - Tomorrow's Harvest
Bonobo - The North Borders
CHVRCHES - The Bones of What You Believe
Darkside - Psychic
David August - Times (fängt hier schon langsam an, sich an Nicolas Jaar zu orientieren)
Disclosure - Settle
DJ Koze - Amygdala
Forest Swords - Engravings
James Holden - The Inheritors
Machinedrum - Vapor City (welch ganz eigene Welt Travis Stewart hier während seiner Zeit in Berlin erschaffen hat...)
Mount Kimbie - Cold Spring Fault Less Youth
Ólafur Arnalds - For Now im Winter
Om Unit - Threads (wer mit dem Genre Jungle was anfangen kann, wird das mögen)
Son Lux - Lanterns
Toro y Moi - Anything in Return
Ich finde es echt spannend, dass in diesem Forum vielleicht so 100-150 aktive BenutzerInnen gibt, aber nebenbei vor allem von Mai bis Juli im Mitfahrgelegenheits Bereich voll viel los ist, weil sich Leute connecten. Ich nehme da nie dran Teil, weils einfach nicht meine Festivals sind, finds aber irgendwie wholesome, dass das Forum dahingehend so viel Anklang findet. Wäre nur cool, wenn ab und zu jemand den Sprung zur Daueruser*in schafft, aber no Pressure.
Ich finde es auch toll, dass das Forum in den Monaten zwischen Mai und Juli von neu registrierten Leuten so stark frequentiert wird, um Mitfahrgelegenheiten zu suchen oder aber Hurricane/Southside-Tickets zu kaufen bzw. zu verkaufen. Denn gerade für die beiden Festivals scheint das Forum immer noch ein beliebter Anlaufpunkt zu sein - ich war dennoch heute morgen etwas überrascht, dass es seit Sonntagabend fast gar keine Beiträge/Fazits/Bewertungen zum diesjährigen Hurricane & Southside gegeben hat.
Klar, neue Mitglieder, die sich vor allem für MFGs oder Ticketkäufe/Verkäufe angemeldet haben, loggen sich nach dem Festival nicht unbedingt wieder ein. Es ist auch klar, dass von den aktiven, langjährigen Benutzer:innen des Forums nicht mehr so viele zum Hurricane & Southside fahren. Aber dennoch war ich etwas überrascht, dass es bislang fast gar nichts zu den beiden Festivals geschrieben wurde.
Re: Gedanken eines Schalentiers
Verfasst: Di 20. Jun 2023, 10:32
von Stebbie
Introducing: Festival Community Kleinanzeigen.
Ist halt wie in den sozialen Medien, dass eine hohe Aktivität nicht unbedingt einen Mehrwert für eine Plattform darstellen muss. Gab ja gerade einige Vergleiche bzgl. Twitter/Mastodon, die das schön zeigten.
Dieses Jahr war es hier aber doch sehr enorm; Seitens des Forums fehlte es ggf. an aktivierenden Threads wie es sie früher gab ("Top 3/Flop 3"), die dann zur Rückkehr einladen.
Re: Gedanken eines Schalentiers
Verfasst: Fr 21. Jul 2023, 13:46
von Stebbie
Letztes Jahr zogen wir innerhalb des Hauses in eine frei werdende, größere Wohnung, um zu vermeiden, dass wir in den nächsten mindestens 10 Jahren noch einmal umziehen müssen. Jetzt steht das Haus (bislang privat) zum Verkauf und der Elektriker empfahl uns mit Blick auf die sehr in die Jahre gekommene und wohl sehr 'kreative' Elektrik mehr oder weniger den Auszug. Natürlich ist auch jedem klar, dass die Vermieter da jetzt nicht mehr vor dem Verkauf großartig investieren werden (außerhalb der Pflichtreparaturen).
Hab langsam echt keine Lust mehr auf das Thema Miete. Vielleicht wird es langsam doch mal Zeit, sich mit dem Thema Eigenheim zu befassen...
Re: Gedanken eines Schalentiers
Verfasst: Di 1. Aug 2023, 09:56
von smi
Bin dann mal schlammbaden...
smi
Re: Gedanken eines Schalentiers
Verfasst: Di 1. Aug 2023, 11:08
von Birdie
smi hat geschrieben:Bin dann mal schlammbaden...
smi
Viel Spaß. Habe mich vor 4 Wochen schweren Herzens dagegen entschieden. Heute bin ich froh drüber
Gesendet von meinem 2107113SG mit Tapatalk
Re: Gedanken eines Schalentiers
Verfasst: Do 16. Nov 2023, 21:57
von Taksim
Ihr kennt doch bestimmt dieses Meme, das verzerrte Erinnerung aus der Kindheit schön damit verdeutlicht, dass es nur 15 Episoden von Mr. Bean gab.
Mir geht es gerade ähnlich zu erfahren, dass es nur 23 Folgen Jackass gab.
Ihr kennt doch bestimmt dieses Meme, das verzerrte Erinnerung aus der Kindheit schön damit verdeutlicht, dass es nur 15 Episoden von Mr. Bean gab.
Mir geht es gerade ähnlich zu erfahren, dass es nur 23 Folgen Jackass gab.
Letzteres überrascht mich dann doch gar nicht sooo sehr. Immer, wenn es bei MTV lief, kam mir dann doch immer vieles wieder bekannt vor.
Mr. Bean hätte ich allerdings gedacht, dass es da unendlich viel content von gab.
Re: Gedanken eines Schalentiers
Verfasst: Mo 27. Nov 2023, 10:47
von Stebbie
Wir sind an dem Punkt unseres Lebens angekommen, an dem wir die Kinder zu Bett bringen, uns über eine Doku zu einer Band unserer Jugend freuen und keine Ahnung haben, wer die ganzen aktuellen Künstler*innen sind, die in angesagten TV-Formaten auftreten (ZDF Magazin Royale).
Wir sind an dem Punkt unseres Lebens angekommen, an dem wir die Kinder zu Bett bringen, uns über eine Doku zu einer Band unserer Jugend freuen und keine Ahnung haben, wer die ganzen aktuellen Künstler*innen sind, die in angesagten TV-Formaten auftreten (ZDF Magazin Royale).
Wir leben das Leben unserer Eltern.
Re: Gedanken eines Schalentiers
Verfasst: Mo 27. Nov 2023, 11:54
von glutexo2000
Stebbie hat geschrieben:Wir sind an dem Punkt unseres Lebens angekommen, an dem wir die Kinder zu Bett bringen, uns über eine Doku zu einer Band unserer Jugend freuen und keine Ahnung haben, wer die ganzen aktuellen Künstler*innen sind, die in angesagten TV-Formaten auftreten (ZDF Magazin Royale).
Wir leben das Leben unserer Eltern.
Gut, dass wir dieses Forum haben, sodass wir immer über den aktuellen Kram Bescheid wissen.
Re: Gedanken eines Schalentiers
Verfasst: Mo 1. Jan 2024, 04:43
von Tambourine-Man
Man läuft vom Molotow die Reeperbahn hoch und wird mit jedem Schritt Zeuge der gesellschaftlichen Verrohung. Parallel schickt die Molotow Crew 1-2 Leute los, weil ein Typ eine Frau (vielleicht seine Freundin o.Ä.?) 15m vor dem Laden etwas bedrängt wird und sie die Situation sicherheitshalber abchecken wollen. Am Ende ist das vielleicht die größte Lücke, die hier auf der Reeperbahn gerissen wird...
Re: Gedanken eines Schalentiers
Verfasst: Mi 24. Jan 2024, 09:38
von Engholm
Wieviel AfD gesinnte Meinung & Kommentartspalte darf ein überregionales Nachrichten-Portal haben?
In meiner lokalen / regionalen Zeitung geistert ein Typ namens Dr Alexander Will in der Chefredaktion, der immer deutlicher seine Gesinnung zum Ausdruck bringt. Ich frage mich selbst gerade, ob ich als Konsequenz mein Digitalabo kündigen sollte oder das unter Meinungsfreiheit durchgehen lassen müsste. Mir wird jedenfalls regelmäßig schlecht, wenn ich lese, was er da publiziert.
Leider hab ich keinen Zugriff, aber ein Interview mit Sellner ist schon ganz schön harter Tobak.
Vielleicht macht er es ähnlich wie Hinrich Lührssen, der "undercover in der AfD" teilweise hohe Funktionen innehatte, dann Spitzenkandidat bei den Bürgern in Wut war und schließlich über seine angebliche "Spionage" bei der AfD ein Buch schrieb. Er wurde relativ konsequent von seinen Kolleg:innen abgestraft, vielleicht wäre das hier auch eine Möglichkeit - andererseits, wenn er Chefredakteur ist...
Leider hab ich keinen Zugriff, aber ein Interview mit Sellner ist schon ganz schön harter Tobak.
Ah, gerade gesehen, dass der hinter der PayWall ist:
► Text anzeigen
Dr. Alexander Will
09.05.2019, 17:23 Uhr
Meinung
Wien - Wer heute durch Europa reist, begegnet allenthalben dem Wort „Identität“. In Polen kämpft die deutsche Minderheit um die ihre. In Ungarn will der Regierungschef die „christliche und nationale Identität“ seines Landes erhalten, und überall fragen sich Europäer, wo sie sich eigentlich in Zeiten von EU-Integration und steigenden Einwandererzahlen selbst verorten; was ihre Identität darstellt.
Ideologisch-politisch herrscht babylonische Verwirrung: Die Linke wie die Rechte versucht, das Thema mit aller Macht zu besetzen. Die Linke betreibt Identitätspolitik, indem sie bestimmte Gruppen nach sozialen, ethnischen oder sexuellen Merkmalen identifiziert und versucht, den politischen Einfluss solcher Gruppen massiv zu verstärken. Wer nicht dazu gehört, hat Pech gehabt: Er ist ausgeschlossen, muss Benachteiligung hinnehmen oder wird gar als repressiv identifiziert und bekämpft.
Auf der Rechten hat sich andererseits eine Bewegung gebildet, für die „Identität“ sogar namensgebend ist – die Identitären eben. Das Gesicht dieser Bewegung, die inzwischen in fast allen europäischen Ländern auftritt, ist der Österreicher Martin Sellner (30). Er ist aktuell wohl einer der umstrittensten Männer des Kontinents. Die einen hassen Sellner. Für sie ist er ein Nazi und Quasi-Terrorist. Andere vergöttern ihn fast schon. Für sie ist er jemand, der Wahrheiten ausspricht, theoretisch unterfüttert und öffentlichkeitswirksam verkauft.
Martin Sellner ist ein durchaus vorsichtiger Mensch, was Journalisten angeht, hat er doch vor allem schlechte Presse. Wenn er aber redet, dann blitzgescheit, zur Sache, auf den Punkt und immer reflektiert. Da braucht es keine ideologische Übereinstimmung, um dies anzuerkennen. Sellner ist dabei ein angenehmer Gesprächspartner, denn mit Widerspruch und Fragen kann er umgehen. Das Theoretische trennt er bei dem Gespräch in einem Wiener Café vom Persönlichen und legt Wert auf Höflichkeit – Tugenden, die in Zeiten, in denen das Auf-den-Mann-Gehen in der politischen Öffentlichkeit die Regel geworden ist, fast verschwunden sind.
Rechts von der Mitte
Also Herr Sellner – sind Sie ein Rechtsradikaler? Martin Sellner zuckt. Nein, er sei weder rechtsextrem noch rechtsradikal. Das „Brennglas dessen, was Politik ist,“ habe sich weit nach links verschoben, so dass Forderungen, die einst Konsens gewesen seien – etwa regulierte Einwanderung – heute im Geruch des Radikalismus stünden: „Ich sehe mich rechts der Mitte, aber ich sehe die Mitte inzwischen so weit links, dass mein rechts der Mitte nach objektiven und historischen Maßstäben weder radikal noch extremistisch ist.“
Die politische Linke argumentiert erstaunlicherweise genauso. Es ist hier wie in einem Spiegel: Nur wenige Stunden zuvor hatte mir die SPÖ-Politikerin Andrea Brunner im Wiener Hauptquartier der Sozialdemokraten gesagt, dass es frappierend sei, wie rechte Themen, die vor zwei bis drei Jahren noch „No Gos“ gewesen seien, heute im Mainstream angekommen sind. Der habe sich deutlich nach rechts verschoben. Martin Sellner und seine Identitären hält sie für gefährlich, weil diese es schafften „ihre Positionen zum Mainstream zu machen“ und sogar in die Politik der österreichischen Regierungsparteien aus konservativer ÖVP und rechtsnationaler FPÖ einzubringen. „Sonst sind es teilweise Spinner“, sagt Brunner.
Erklärungsversuch
Darüber, wie gefährlich die Identitären sind, wird dieser Tage in Österreich heiß diskutiert. Martin Sellner hat nämlich eine Spende von einem Mann namens Brendon Tarrant erhalten – und das ist der Attentäter von Christchurch. Den verabscheut Sellner allerdings, das ist deutlich in seinem Gesicht zu lesen, als er sagt: „Ich finde sein Denken widerlich. Ich halte es für pervers, dass er wirklich der Ansicht ist, legitimiert zu sein, Leute umzubringen.“ Die Spende von 1500 Euro sieht Sellner als Versuch, „friedliche, aktivistische, patriotische Sammelbewegungen“ durch staatliche Repression unter Druck zu setzen und so zu radikalisieren, dass sie zur Gewalt greifen. Was an der Affäre dran ist, werden nun die Ermittlungen zeigen. Die laufen gegen Sellner und führten unter anderem zu Durchsuchungen und Beschlagnahmungen in seiner Wohnung.
Der 30-Jährige ist der Sohn eines Arztes und einer Lehrerin. Er studierte Philosophie und fühlt sich besonders von Martin Heidegger angesprochen. Er sieht sich als „Metapolitiker“. Und in der Tat theoretisiert Sellner an diesem Nachmittag viel. Das kann man als Alleinstellungsmerkmal der Identitären im rechten Raum sehen. Man versucht, theoretische Konzepte zu entwickeln und sie mit öffentlich sichtbarem Aktivismus zu verbinden. Letzteres erinnert vielfach an Kopien von Greenpeace-Aktionen. Das Theoriedefizit gegenüber der politischen Linken wird auf der Rechten dagegen schon lange beklagt.
Und wie sieht Theorie bei Sellner und seinen Leuten aus? Natürlich steht im Mittelpunkt die „Identität“ des Menschen. Sellner erklärt etwas, das er „Drei-Ebenen-Konzept“ nennt: „Es gibt die regionale, die nationale und die zivilisatorische, übernationale Identität. Für uns sind die alle komplementär.“ Und dann sagt Sellner: „Ich bin kein Nationalist.“ Nationalismus schneide die anderen Ebenen der Identität ab und verkürze so den Menschen. Sellner schwebt stattdessen eine „generationsübergreifendes Wir“ als Kitt einer Gesellschaft vor, „indem ich sagen kann ,Wir haben Mozart hervorgebracht.‘, ,Wir haben in Cordoba gegen Deutschland gewonnen‘“.
Kampf um einen Begriff
Jenseits der politischen Theologie äußert sich das politisch-praktisch vor allem in Ablehnung von Masseneinwanderung. Sellner benutzt an dieser Stelle den von Verschwörungstheoretikern aller Couleur gern verwendeten Begriff vom „Großen Austausch“ – auf den sich übrigens auch der Christchurch-Attentäter bezog. Sellner sagt, er verstehe diesen Begriff völlig anders, nämlich in der ursprünglichen Bedeutung und wolle ihn sich in der Debatte auch nicht nehmen lassen: „Wir verstehen darunter ein Zusammenspiel von Masseneinwanderung, sinkender Demografie hier und der Politik des Multikulturalismus.“
Das bedeutet: Sellner fürchtet die Zerstörung des existierenden „generationsübergreifenden Wir“ durch Einwanderer bei gescheiterter Integration und Assimilation. Und da wird’s gelegentlich regelrecht apokalyptisch angesichts der Angst vor Islamisierung und vor der Umwertung alles Bestehenden. Da gehen auch einmal Maß und Mitte verloren.
Wer also nach Netzwerken der Identitären sucht (Sellner: „Netzwerke weben sich von selbst, wenn man ähnliche Ideen und Ansichten hat.“), wird genau wegen dieses Charakters der Identitären-Bewegung auf der Spur des Theoretisierens erfolgreicher sein, als auf der Christchurch-Spur. Enge Beziehungen in Deutschland hat Martin Sellner zu Götz Kubitschek, einem der bedeutendsten Verleger und Theoretiker sowie einer intellektuellen Integrationsfigur der Neuen Rechten. Zudem trat Sellner bei Pegida und dem – allerdings durch unterirdisches intellektuelles Niveau auffallenden – Magazin Jürgen Elsässers, „Compact“, auf.
Kollektiv vor Individuum
Martin Sellners Ideen sind so keineswegs ein Neuaufguss von „Mein Kampf“, wie es gelegentlich nahegelegt wird. Sie sind streitbar – und genauso gut auch bestreitbar. Vor allem aber sind sie kollektivistisch. Das bedeutet, sie stellen eine statische, allein schon wegen ihrer historischen Wurzeln als erhaltenswert angenommene, kollektive Identität über die individuelle. Das führt natürlich für den Einzelnen immer zum Zwang, sich den Normen dieser als letztlich unveränderlich betrachteten kollektiven Identität anzupassen. Wer das nicht tut, ist ausgeschlossen. Individuelle Entwicklung jenseits des als normativ postulierten „generationsübergreifenden Wir“ wird so behindert, schwierig, ja unmöglich, auch wenn das „kollektive Wir“ vielleicht dringend einer Überholung bedarf. Da bleibt dann trotzdem nur die Wahl: Friss oder stirb.
Linke und rechte Identitätspolitik laufen hier im Gleichschritt. Beide betrachten die „Innen-Gruppe“ letztlich als homogen und formulieren Kriterien für Zugehörigkeit. Wer die Merkmale nicht erfüllt, ist eben draußen. Das mag bei einem Schwimm- oder Basketballverein noch angehen. Als Fundament einer politischen Ordnung taugt es jedoch nicht – wenn man den Einzelnen und seine freie Entscheidung für oder gegen Bindungen konsequent als Maß der Dinge nimmt.
Re: Gedanken eines Schalentiers
Verfasst: Do 25. Jan 2024, 22:51
von Suitemeister
Es ist wirklich beängstigend, dass auswandern mittlerweile eine ernsthafte Option für meine Freundin und mich ist.