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Festivalberichte

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SammyJankis
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » So 19. Aug 2018, 13:18

Ich war gestern auf dem New Blood Fest in Genk im PAND, ein Jugendzentrum am Rande der Stadt mit zwei unterschiedlich großen Hallen. Gestern fand das Ganze allerdings als Open Air statt. Sehr angenehm, da es dort durch aufgestellte und angemalte Europaletten diverse Sitzgelegenheiten vorhanden waren, von denen man auch entspannt die Sets gucken konnte. Veganes Essen gab es auch, etwas teuer, aber lecker. Die besucherzahl war okay, hätte aber durchaus noch höher sein können.

Hostile, In Clover und Resist verpasst, da wir erst recht spät losgefahren sind.

Realm of Torment - Stumpfe Mucke, geht auch wie xServitudex in diese 90s Metalcore Richtung, aber eher stumpf und weniger von diesen typischen, metallischen, leicht psychodelischen Parts. Es wurde auf jeden Fall schon gut gemosht und insgesamt war es ein solider Beginn.

Splitknuckle - Stumpf ging es weiter. Dieses Mal allerdings nur stumpf, auch mit vielen Rapparts. War okay, aber auch nicht mehr. Hatte mir 2017 beim Outbreak Fest schon nicht wirklich gefallen und gestern war es eigentlich dasselbe in grün. Außerdem wirkte der Sänger schon ziemlich fertig trotz der frühen Uhrzeit.

Hawser - Hier ging es zum ersten Mal weg vom stumpfen Gedönse. Moderner Hardcore mit einigen Ausflügen ins Metallische. Und man muss denen einfach zugestehen, dass sie (zurecht) mittlerweile eine ziemlich große Fangemeide in den Beneluxländern haben. Da finden sich bei jedem Gig diverse Leute vor der Bühne ein, die die Texte runterbeten können. Trotzdem kommt Mosh etc. nicht zu kurz. Auch gestern war wieder einiges los. Guter Gig.

Wolfpack - Ganz, ganz stumpfer Hardcore aus Frankreich. Habe ich das letzte Mal vor 3-4 Jahren gesehen, seitdem (zum Glück) immer verpasst. Gestern saß man halt an der Bühne und hat es sich angeguckt. Etwas besser als vorher, aber trotzdem weiterhin schlecht. Auch faszinierend, dass die Bandmitglieder nach den getragenden Shirts (Full of Hell, Crowbar) zu urteilen echt gute Mucke hören und dann so einen Mist auf der Bühne fabrizieren.

xViciousx - Es bleibt stumpf, aber durchaus besser und die Band ist irgendwie immer unterhaltsam. Man hat auch hier das Gefühl, dass die diese Mucke nicht ernstnehmen und das einfahc nur zum Spaß machen. Soweit ich weiß haben einige Bandmitglieder mit Animal CLub eine Zweitband, die eher in die Youth Crew Richtung, also völlig anders ist. Naja, die Leute sind natürlich wie immer eskaliert, vor allem beim Shattered Realm Cover. Solide Unterhaltung.

Renounced - Mein fünfter Gig der Band und das erste Mal auf dem europäischen Festland und nicht in UK. :D Technisch mit Abstand die anspruchsvollste Band des Tages. Da wird ordentlich Metal ausgepackt ohne an Härte zu verlieren. Der charakterischtische Gesang des Frontmanns wechselt zwischen Shouting und cleanem Gesang, manchmal schlichtes Gerede. Die Parts variieren generell stark, mal sehr melodische Parts, dann wieder ultrastumpfe Breakdowns, aber immer mit einem gewissen Anspruch. Leider war die Crowd nach den beiden letzten Bands etwas ausgelaucht und es war zu Beginn weniger los als ich es erwartet hätte. Es wurde allerdings im Verlauf des Sets besser und generell muss ich sagen, dass es wohl der beste Gig des Tages war.

Clench Your Fist - Hatten heute Releaseshow und haben die gesamte Veranstaltung wohl auch organisiert. Set war wild, ziemlich Gewalteskalation. Das war übel. Allerdings kickt mich die Mucke nicht. Ist Beatdown mit einigen Anleihen in Richtung Kickback und Arlkangel, die allerdings immer wieder schnell verpuffen. Da könnte man mehr draus machen.

Jukai - Ähnliches Szenario wie bei Renounced, nur in der Light Version. Nach der stumpfen Vorgängerband wurde es technischer, wenn auch nicht so wie bei Renounced und die Crowd gönnte sich erstmal eine Ruhepause. Gegen Ende war aber wieder mehr los. Solider Gig, wie schon beim Ieperfest.

Surge of Fury und Drowning habe ich mir geklemmt. Erstere habe ich schon so oft gesehen, dass es auf einmal mehr oder weniger nicht ankommt und letztere waren alles andere als spannend vor einer Woche. Da reicht auch ein einmaliges Gucken auf der Tour und bei dem momentanen Hype um die Band kommen die sicherlich nochmal wieder.


Fazit:
Gut rganisierte Veranstaltung mit allenm, was das Herz begerht und der Eintrittspreis war mit 20-25 Euro für 13 Bands absolut in Ordnung. Für mich persönlich hätte man die ein oder andere Band auch streichen können, weil es einfach schlecht war, aber im Endeffekt war mir von Vorherein klar, dass stumpf an dem Tag Trumpf ist und so ist es auch gekommen.
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miysis
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Re: Festivalberichte

Beitrag von miysis » So 19. Aug 2018, 21:11

Ich war vor zwei Wochen auf dem Spektrum. Leider hatten binnen eines Tages vor Beginn Ahzumjot und Trettmann abgesagt. So fuhr in entgegen der ursprünglichen Planung etwas früher hin.

Der HVV zeigte sich mal wieder von seiner besten Seite und ich brauchte ewig, sodass ich etwas zu spät zu Pöbel MC und Milli Dance. Das Album finde ich ganz nett, allerdings sagt mir Waving The Guns dann doch erheblich mehr zu. Dennoch insgesamt ein recht kurzweiliges Set. Ging durch.

Kurzes Bier geholt und dann vorne ins den Pit für Zugezogen Maskulin. Was soll ich sagen, ich liebe die beiden. Gefühlt ist jeder Song ein Hit, die Menge ging gut mit. Ich weiß gar nicht mehr, wie lange das Set war, aber ich fand es mega. Gut durchgeschwitzt und eingestaubt war ich am Ende.

Längeres Bier und dann Megaloh angeschaut. Absoluter Top-MC und leider noch immer etwas unterschätzt meiner Meinung nach. Regenmacher geht einfach nach vorne. Dazu ist der Mann noch sympathisch. Toll.

Danach hatte ich schon keine große Lust mehr, weil auch nichts mehr kam, was mich sonderlich interessiert hat. Bei der Hitze hat es aber auch irgendwie gereicht. Recht teuer empfand ich die Verpflegung. Die Wartezeiten bei den Bierständen waren deutlich zu lang. Werde mir aber sicherlich auf Verdacht ein Ticket für nächstes Jahr holen. Eintagesfestival und ich brauche nicht lange hin. Mehr geht nicht.
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Ruby
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Ruby » Fr 7. Sep 2018, 19:08

defpro hat geschrieben:
Di 3. Jul 2018, 13:03
Flecha hat geschrieben:
Di 3. Jul 2018, 11:34
defpro hat geschrieben:
Mo 2. Jul 2018, 19:47
da meine Mitfahrer alle auf die 30 zugehen und sich den Campingstress nicht mehr geben wollten.
No hate... Aber dein Ernst? :lol:
Habs auch im Ursprungspost mal korrigiert: War ein Tippfehler. Die gehen alle schon auf die 40 zu bzw. sind schon drüber hinaus. Finde ich dann schon eher gerechtfertigt. :wink:

Nope.
Also ich zelte noch oft und gerne. :grin:

War hier eigentlich noch jemand beim Golden Leaves Festival? War total schön. :herzen2:
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Sjælland
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Sjælland » Fr 14. Sep 2018, 12:04

War am Samstag auf dem voraussichtlich letzten Funky Donkey Festival in Clervaux im Norden Luxemburgs.
Bei 4 von 5 Malen war ich dort anwesend, es hat sich im Vergleich zu den ersten beiden Jahren deutlich besser eingespielt und auch das Ambiente - allem voran die Gestaltung der Sitzgelegenheiten, hat einen deutlich durchdachteren Eindruck gemacht. Leider kommt der Nachwuchs der Pfadfinder dort nicht so richtig in die Gänge, weswegen das alles jetzt mehr als auf der Kippe steht. Essenstechnisch war man wieder sehr verwöhnt. Luxemburgische Klassiker wie Fritten oder gegrillte Mettwurst waren ebenso erhältlich wie hausgemachte Falafel und Taboulé oder auch Flammkuchen (klassisch und vegetarisch) sowie ein veganes indisches Curry. Das Bier kam wie immer von der luxemburgischen Großbrauerei Diekirch, erstmals auch in alkoholfreier Variante, und durch die Zugehörigkeit der Brauerei zu Anheuser-Busch InBev auch Hoegaarden Rosé.

Zum Musikalischen:
In diesem Jahr war alles ein wenig anders - zwar kamen immer noch alte Bekannte, doch statt einer oder zwei Bands aus dem Ausland konnte das Festival nun mit sage und schreibe 6 Bands dieser Kategorie aufwarten.

Clarindo - das örtliche Jugendblasorchester mit diversen Verstärkungen durch Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard. Gespielt wurden Klassiker und aktuelle Hits, teils mit Gesangsunterstützung durch den örtlichen Polizeichef.

Mari - eine Sängerin, die in den vergangenen Jahren schon mit verschiedenen Bands hier aufgetreten ist. Kommt auch aus dem Ort und studiert gesang, hat dieses Mal eigene Lieder und Cover mit Pianobegleitung gespielt. Hat mir allerdings nicht so gefallen.

Scavenger's Lunch - eine vom Stil her klassische (Skate/Pop)-Punkband der späten 90er- und frühen 00er-Jahre. Habe sowas schon lange nicht mehr gesehen, daher war ein gewisser Unterhaltungswert nicht abzusprechen. Für so ein kleines Festival sicherlich keine Fehlbuchung, auf größeren Bühnen allerdings fehl am Platz.

Ladies' Fantasies Club - Aus Belgien. War überraschend gut, hätte ich bei dem Namen irgendwie nicht erwartet. Der Sänger hatte eine wirklich tolle Stimme, die mich an irgendwen erinnert hat. Eher ruhig.

Bye Bye Bay - so ein wenig Sunshine-Beach-Pop. Mehr kann ich nicht sagen, hab nicht wirklich aufgepasst.

All Reitz Reserved - das luxemburgische Pendant zu Hannah Epperson kommt etwas elektronischer her als sie. Er loopt viel und spielt dazu mit seiner Geige. War interessant, aber auch nicht überragend.

S.K.O.R. - eine etwas härtere Rockband aus Luxemburg, die ich schon mehrmals gesehen habe. Tut nicht weh, aber wir werden keine Freunde mehr.

In The Atlas - Indie-Band aus Luxemburg. Wahrscheinlich verpasst, kann mich grad nicht mehr wirklich erinnern, haben aber nette Songs.

The Yokel - eine Gute-Laune-Indie-Folk-Truppe aus Metz. Haben einen soliden Auftritt geliefert.

Le Garage - Eine spannende Band aus den Niederlanden, haben eine Art Südstaaten-Rock - sie selbst nennen es "Raw Garage Blues" - gespielt. Der Sänger hat auch viel Mundharmonika beigesteuert, was aber auch in diesem Ausmaß sehr passend war. Kann man sich ruhig mal anschauen, machen viel Spaß.

Mawyd - Eine Reggae-Band aus Marseille, standen ganz oben auf dem Plakat. Wissen auf alle Fälle, was sie tun, aber irgendwie bleibt da die Abwechslung auch irgendwo liegen in dem Genre. Ein wenig schade, denn ich mag die Musik eigentlich ganz gern.

La Fanfare Couche-Tard - Das Highlight des Festivals, wie auch schon im Jahr zuvor beim Food For Your Senses. Zwar auf der kleinen Bühne, dafür war es voll und die Leute hatten mächtig Spaß. Es wurde viel getanzt. Die französische Band spielt eine Art Klezmer-Gypsy-Instrumentalmusik mit Trompete, Klarinette, Akkordeon und Schlagzeug. Man erwartet irgendwie die ganze Zeit, dass gleich Shantel um die Ecke kommt. Haben wirklich viel Spaß gemacht.

Roast Apple - Eine deutsche Band, allerdings haben wir nicht so genau aufgepasst und nur von weitem ab und an zur Bühne geschaut.

Fainschmitz - Eine Band aus Wien. Sympathische Jungs, die zumindest in Teilen ähnlich wie La Fanfare Couche-Tard waren, aber in einem viel ruhigeren Tempo. Das war vielleicht die falsche Reihenfolge, denn eigentlich hat die Band durchaus zu gefallen gewusst, konnte aber zu später Stunde und nach dem Abriss der Franzosen nicht mehr ganz so viele Leute vor die Bühne locken.

Los Dueños - Eine der bekannteren Bands des Großherzogtums. Spielen Ska, allerdings hat die auch schon jeder dort irgendwie Mal gesehen. Hab den Auftritt nicht weiter verfolgt, deswegen kann ich nichts dazu sagen. Ist aber auch nicht so mein Ding gewesen die Male davor.

DJ Blueprint - Zum Abschluss ein DJ, der zur Unterhaltung der verbliebenen Leute gebucht wurde.

Falls das Festival nicht mehr stattfinden sollte, wäre es sehr schade, denn ich habe immer gerne den weiten Weg nach Luxemburg auf mich genommen.

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nilolium
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Re: Festivalberichte

Beitrag von nilolium » So 14. Okt 2018, 17:15

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Ich habe heute mal einen Bericht über Monis Rache und das Moyn Moyn Festival geschrieben. War wirklich begeistert von beiden und kann sie nur ans Herz legen!

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Re: Festivalberichte

Beitrag von therewillbefireworks » Mo 15. Okt 2018, 09:43

Oha, da könnten wir meine Fusion-Alternative für nächstes Jahr ja schon haben. :herzen2:
¯\_(ツ)_/¯

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tOmAtE
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Re: Festivalberichte

Beitrag von tOmAtE » Mo 15. Okt 2018, 16:56

Monis Rache wird nächstes Jahr mangels Gelände wohl ausfallen: https://www.nordkurier.de/anklam/aus-fu ... 93507.html
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nilolium
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Re: Festivalberichte

Beitrag von nilolium » Mo 15. Okt 2018, 19:40

du hast es ja schon angedeutet. so verdammt schade. dann wird wohl in richtung nation, bucht der träumer, uckeralm oder 3000° geschielt.

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SammyJankis
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » So 4. Nov 2018, 21:39

Ich war am Samstag in Eindhoven beim The Sound of Revolution. Das Festival fand, wie schon in den letzten beiden Jahren, in einem Industriehallenkomplex in der Nähe des Stadions statt. Im Vergleich zum letzten Jahr hat man die Anzahl der verkauften Tickets reduziert und man mag es kaum glauben, aber es war tatsächlich angenehmer, wenn auch weit entfernt von angenehm. Das Festival schreibt sich Hardcore groß auf die Fahne und was das Line Up angeht findet jeder, vom Persistence Tour Besucher über den Old School Hardcore Hörer bis hin zu den Kiddies irgendwas, was gefällt. Leider ist das Line Up weiterhin das einzig schöne an diesem Festival. Der größte Kritikpunkt ist die Tatsache, dass man sich in der Location nirgendswo in Ruhe hinsetzen kann. Es gibt zwar einen Raum mit Sitzgelegenheiten, in dem auch diverse Essensmöglichkeiten sind (Habe dort nicht gegessen, da zu teuer). Dort beschallt einen aber ein DJ mit 120 Dezibel Best of 80s and 90s. Also alles, nur nicht ruhig. Die Kontrollen sind strenger als im Fußballstadium. Dass man sich nicht noch ausziehen muss ist das einzig Bemerkenswerte. Immerhin wurden die Kontrollen, so streng sie auch sind, bis zum Ende eingehalten. Im letzten Jahr konnte man irgendwann einfach durchgehen. Wir sind vom Pott aus einigermaßen früh los, sodass wir noch einen Platz im Parkhaus direkt neben der Location bekommen haben. 7,50 Euro Tagespauschale, da kann man auch nicht meckern. Die Einlassschlange war zum Glück recht kurz, gedauert hat es natürlich trotzdem. In der Schlange vor uns dann ein Mensch mit einer "Make America Great Again" Cap, kann man sich echt nicht ausdenken. Die Veranstaltung stand unter keinem guten Stern, da es kurzfristig einige Absagen gabe u.A. von den Gorilla Biscuits, was zwar schade ist, allerdings auch Vorteile hatte, da wir so früher gehen konnten. :D Generell kann man auch sagen, dass das Festival viel zu lang geht. 4-6 Bnds weniger und dafür ein Ende gegen 23 statt 1 Uhr würde dafür sorgen, dass auch bei dne letzten (und größten) Bands noch alle Leute am Start sind. Nun zu den Bands, die ich gesehen habe.

St. Hood - Vor Jahren mal gesehen in Essen. Kommen glaube ich aus Finnland und machen sich ziemlich rar. Samstag mit irgendeinem Jubiläumsset. Ich hatte keine Erinnerungen an den Essener Gig und hab einfach mal zu Beginn reingeschnuppert. 08/15 Hardcore. Hat mich nicht abgeholt.

Trail Of Lies - Das erste Hightlight. Die Band ist zum ersten Mal für drei Shows in Europa und nach der Show bin ich mir absolut sicher, dass es nicht die letzten drei gewesen sein werden. Wer die bekanntesten, internationalen Hardcore Merchgruppen bei Fb aboniert hat wird wissen, dass Merch der Band in der Hardcore Welt fast schon eine eigenen Währung ist. Die Leute sind, was das angeht, völlig bescheuert. Der Auftritt war dann bestimmt von den Songs des Albums "W.A.R.". Die Mucke ist stumpf und prollig, aber die Leute feiern es. Vor der Bühne war einiges Leute, vielleicht der härteste Acts des Tages. Textsicherheit war auch gegeben. Die Stimme des Sängers ist sicherlich gewöhnungsbedürftig und ich verstehe jeden, der sie nicht mag, aber ich komme ganz gut damit klar. Als Abschluss gab es dann ""Strength Through Discipline". Absoluter Abriss.

Redemption Denied - Joa, war halt ein solider Set der Band, wie eigentlich immer. Gut, der early-Hatebreed Sound ist hart und auch die neuen Songs kommen gut rüber. Irgendwie scheint die Band aber an Fahrt verloren zu haben. Vor 3-4 Jahren war bei den Sets immer die Hölle los. Das is heutzutage deutlich ruhiger. Die Sets sind immer noch gut, keine Frage, aber im Vergleich zum Ieperfest 2014 war es hier geradezu entspannt.

Shark Attack - Schenller, trashiger, punkiger Hardcore fürdie ältere Genereation. Das Set bestand allerdings nur aus vier Songs der Band, dann folgten einige Songs von Viollent Minds und weitere Cover. Etwas strange, aber das Set war trotzdem ganz unterhaltsam.

Slope - Sind einen Tag vorher aufs Line Up gesprungen, haben aber dennoch ordentlich Leute vor die Bühne gezogen und auch mit Ersatzsänger ordentlich abgeliefert. Dementsprechend war auch einiges los vor der Bühne. Die Truppe ist, was deutsche Bands angeht, im Moment der Stunde und die Menge der Leute, die Zugang zur Band finden, scheint stetig anzusteigen. Es sei den Jungs gegönnt.

Incendiary - Diese Show in einem kleinen Raum wäre der Wahnsinn. Trotzdem war es auch auf der großen Bühne deutlich besser als im Frühjahr. Es ist mir unbegreiflich, warum Bands wie Agnostic Front von Hunderten abgefeiert werden und diese Band, die auch textlich etwas zu sagen hat, so ein Schattendasein fristet. Naja, Der Gig war stark, der Pit hart und an Stage Dives wurde auch nicht gespart. Die Setlist war zum Großteil mit Songs der "Cost of Living" gespickt. Absolut überragende Platte. So sollte moderner Hardcore Sound klingen.

No Turning Back - Es war irgendein Jubiläumsset von irgendeinem Album. Da die Band gefühlt 36 Alben hat gibt es relativ oft Jubiläumssets. Im Auto auf der Hinfahrt gab es die gängige Meinung, dass diese Band das perfekte Abbild der durchschnittslichsten Hardcore Band Europas ist (analog zu Terror in den Staaten). Es ist quasi unmöglich, dieser Band aus dem Weg zu gehen und alle waren sich einig, dass der Gig nicht geguckt wird. Im Endeffekt standen wir dann doch für die letzten 15-20 Minuten in der Halle, die unfassbar voll war. Es war auch einiges los vor und auf der Bühne, aber irgendwie wirken Gigs der Band auf mich nur noch egal. Sie sind nicht scheiße, aber einfach random und vorhersehbar und die Tatsache, dass der Sänger der Band das Festival organisiert und seine Band selbst jedes Jahr bucht tut ihr Übriges dazu.

Brutaliy Will Prevail - Ich wiederhole mich immer wieder. 2012 war diese Band der Shit und der Merhc ungefähr so beliebt wie heute Trail Of Lies Merch. Dann wurde der Sänger mit seiner markanten Stimme durch den Breaking Point Sänger ersetz und es folgte ein absoolut katastrophales Album. 2018 hat sich die Band etwas erholt, spielt ab und an Shows und die Leute feiern immer noch die alten Sachen. So auch hier. Vor allem "Heavy Eyes", "Purgatory" und "Tappred Doors Moving Walls" als letzte drei Songs waren nur hart. Leider gab es dann auch den üblichen Stress. Schade, aber es ist immer wieder dasselbe. Der unterirdische Sound hat sein Übriges dazu getan, dass der Gig leider alles andere als gut war.

Earth Crisis - An dieser Band scheiden sich die Geister und dass einige Text wirklich hart an der Grenze sind bzw. darüber hinaus gehen steht wohl außer Frage. Allerdings steht wohl auch außer Frage, dass ungefähr alles, wo irgendwo 90s Metalcore draufsteht, von dieser Band beeinflusst wurde und das merkt man auch. Dieser rohe Sound ist einfach nur mächtig. Vor der Bühne stehen Menschen Ende 30 und fühlen sich nochmal wie Anfang 20 während sie alle Textzeilen der Songs runterbeten. "All Out War" und "Destroy the Machines" sind Veröffentlichungen, die sich jeder einmal zu Gemüte führen sollte. Die Stimmung steigt dabei von Song zu Song an, bis zum letzten Song, natürlich "Firestorm". Dieser Song ist eine Hymne und war wohl auch der Song des Tages, bei dem am meisten los war. Sänger Karl Buechner wurde von Menschen förmlich begraben, während Zig Stage Diver die Bühne enterten. Ich bin nicht Straight Edge, aber war einfach nur beeindruckend.

Mushmouth - Hier war die Luft raus. Die Band ist zum ersten Mal seit 13 Jahren in Europa für eine exklusive Show und vor der Bühne stehen keine 200 Leute. Traurig. Die Musik ist ganz okay, solider Hardcore mit superharten Breakdowns, was auch einige Leute gehobenen Alters dazu brachte, mit äußerster Gewalt im Pit vorzugehen. Ganz nett, mal sehen zu haben, nach 20 Minuten hat es mir dann aber auch gereicht.

Agnostic Front - Da ich die Zeit irgendwie überbrücken musste bis zum nächsten Act, habe ich mir 20 Minuten in der großen Halle gegeben. Was für eine Verschwendung von Lebenszeit. Diese Band ist weit über ihrem Zenit und wird immer noch bedingslos abgefeiert. Dazu noch das ständig Anteasen von "Gotta Go", schlimm.

Underdog - Letzte Band des Tages für mich und ein absolut würdiger Tagesabschluss. Ältere Herren spielen Hardcore Punkt mit Betonung auf Punk mit zwischenzeitlichen Ausflügen in Richtugn Dub/Raggae und wirken in keinster Weise fehl am Platz. Zu jedem Song gab es eine Erklärung, allgemein immer mit Hand unD Fuß. Publikumsreaktionen blieben hier auch zu später Stunde nicht aus und mit "Back to Back" als Stimmungshhepunkt gab es einen versöhnlichen Abschluss.

Suicidal Tendenscies und Comeback Kid haben wir uns geklemmt. Die Luft war einfach raus und ich hatte das Gefühl, dass wir damit nicht alleine waren. Insgesamt weiterhin eine Veranstaltung, die nur von ihrem Line Up lebt. Das ist aber Jahr für Jahr sehr gut, sodass ich 2019 sicherlich wieder am Start bin. Preislich ist das Ganze nämlich auch vollkommen im Rahmen.
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defpro
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Re: Festivalberichte

Beitrag von defpro » Di 6. Nov 2018, 14:05

Ich war am letzten Freitag beim ersten Stopp der Never Say Die! Tour im Wiesbadener Schlachthof. Die Tour ist sozusagen das Metalcore-Äquivalent der Persistence-Tour, welche sich eher auf Hardcore fokussiert. Da ein Kumpel von mir die Karten besorgt hat und jobbedingt erst später an der Location sein konnte, habe ich die ersten 2 Bands Thousand Below und Currents verpasst.

Los ging es mit Melodic Hardcore der englischen Band Polar. Auf Platte gefällt mir die Band eigentlich ziemlich gut, live war es so lala. Lag zum einen an dem schlechten Sound, zum anderen an dem Sänger, dessen Stimme live doch sehr monoton rüberkommt. Die Clean-Vocals klangen auch nicht wirklich gut.

Weiter ging es mit Casey aus Wales, die mit einem Gitarristen weniger angereist sind. Deren Post-Hardcore ist mir eigentlich tendenziell eher zu ruhig, auch diesmal sprang der Funke nicht über. Die müssen auch eigentlich eher in kleinere Locations. Im Rahmen so einer großen Tour verliert diese Musik viel an Intimität.

Die im Anschluss spielenden Alazka (fka. Burning Down Alaska) waren dagegen richtig gut! Die Band spielt poppigen Metalcore und ist mit 2 Sängern unterwegs, einer für die Shouts/Screams, einer für den Clean-Gesang. Letzteres ist mMn auch der größte Pluspunkt der Band. Bei vielen Genre-Kollegen übernimmt der Sänger beide Rollen oder ein anderes Bandmitglied wird zum Clean-Gesang "verdonnert" und es klingt oftmals (vor allem live) nicht wirklich gut. Hier hat man dagegen mit Kassim einen wirklich talentierten Sänger, sodass die Parts auch live ziemlich hochwertig klingen. Das Songwriting ist sehr catchy, es gibt genreunüblich viele Gitarren-Soli, hat mir insgesamt wirklich sehr gut gefallen.

Die Australier von Northlane lieferten schließlich den besten Auftritt des Abends ab. Besonders das neuere, eher Djent-beinflusste Material gefällt mir sehr. Sound war top, die Performance ebenso. Dementsprechend gut ging es auch im Publikum ab. Die Live-Premiere eines neuen Songs gab es noch obendrauf. Wäre eigentlich der perfekte Abschluss gewesen...

... aber es folgte noch der Headliner Being As An Ocean. Grundsätzlich mag ich die Band ja gerne, dieser Mix aus Post-Hardcore mit einzelnen Spoken Word-Passagen hat schon was. Leider hat die Band letztes Jahr eine sehr öde glattgebügelte Platte veröffentlicht, die nur noch wenig mit dem Stil zu tun hat, für den die Herren eigentlich bekannt sind. Die ersten ca. 70% des Auftritts bestanden ausschließlich aus Songs von diesem Album und waren dementsprechend ziemlich einschläfernd. Mit den darauffolgenden älteren Songs wurde das Set schlagartig besser, auch weil der Sänger hier mal wieder auf Tuchfühlung mit dem Publikum gegangen ist. Insgesamt aber ein doch eher langweiliger Auftritt.

Dafür, dass ich eigentlich nur als Begleitung von 2 Kumpels mitgekommen bin, war es dann doch ein ganz guter Abend :smile:

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Re: Festivalberichte

Beitrag von PastorOfMuppets » Di 6. Nov 2018, 22:03

Ich war am vergangenen Wochenende für zwei Tage (Freitag und Samstag) beim Pitchfork Paris.

Bild
https://pitchforkmusicfestival.fr/en/


Das Festival findet im nordöstlichen Teil von Paris in der Grande Halle de la Vilette statt. Die Halle fasst laut Wikipedia 13.500 Besucher, wobei das Festival recht deutlich vom Ausverkauf entfernt gewesen sein dürfte. Das Wochenendticket kostetet in der letzten Preisstufe etwa 130€, die Tagestickets gab es für gut 50€ bzw. 55€ für den Samstag. Keine Ticketkategorie war ausverkauft. Ich hatte vor 3-4 Wochen meine Tagestickets gekauft und ein paar Tage vor dem Festival kam Frust auf: Das Festival wollte noch Tickets loswerden und hat Tagestickets für gut 40€ und Tickets für zwei Tage für 80€ angeboten. Sowas geht natürlich gar nicht und ist ein enorm schlechtes Zeichen an die Kunden, die vorher gekauft haben.

Zum Konzept: Es gibt zwei Bühnen an den Kopfenden der Halle, die abwechselnd bespielt werden. Somit kann man theoretisch alle Acts sehen. Der Sound war dabei durchgehend super, da gab es nicht ansatzweise etwas zu meckern. Glasklar und eine super Lautstärke. Zwischen den Bühnen befinden sich in der Mitte zwei Bars, die jeweils zu den Bühnen ausgerichtet sind. Zwischen diesen Bars und mittig in der Halle befindet sich noch ein etwas tiefer liegender und durch Treppen erreichbarer Bereich (s. Bild), wo Merch und ein breiter Stand zum Aufladen des Cashless-Systems platziert waren.
Apropos Cashless: Auf dem gesamten Festival konnte nur ohne Bargeld bezahlt werden. Die Bändchen für das Wochenende beinhalteten einen entsprechenden Chip. Als Tagesbesucher (kein Bändchen) musste man eine Karte für 1€ kaufen und die nutzen. Das System funktionierte überaus gut, hat mich in der Form echt überzeugt. An den Bars (und auch beim Essen bzw. an der Garderobe) wurde über ein Handheld der entsprechende Betrag gebucht und die Verkäufer haben selbstständig(!) das Display gezeigt und den Restbetrag angesagt. Fand ich gut, weil man so auch den Überblick über die Kosten behalten konnte. Wartezeiten fielen dadurch komplett weg, sehr angenehm. Die Preise waren allerdings recht happig. Bier (0,5l Heineken) für 7,50€ (kleines Bier gab es auch, den Preis habe ich nicht im Kopf), Wein (12,5cl) für 4,50€, Wasser (0,5l Flasche, Abgabe ohne Deckel) für 2,50€. Essen meist im Rahmen von 8-10€ und Garderobe 2€.

Bild
Bild

Am ersten Tag war ich erstmal kurz mit der Orientierung beschäftigt. Leider gab es vorher keinerlei Infos über die Halle bzw. das Gelände. Den Aufbau der Halle habe ich ja bereits beschrieben. Zusätzlich gab es an den Längsseiten jeweils einen Balkon, der genutzt wurde. Auf der einen Seite schien es Essen zu geben, dort bin ich aber nicht hochgegangen. Auf der anderen Seite gab es verschiedene kleine Stände, vom Plattenladen über Karaoke bis zu einer kleinen Bar. Abgerundet durch Sitzgegelenheiten und z.B. zwei Schaukeln. Das war recht liebevoll gestaltet. Einiges war auch noch draußen los, da sich um die Halle herum ein überdachter Außenbereich befindet. Dort befanden sich direkt beim Einlass die Garderobe und diverse Cashless-Schalter. Außerdem diverse Essensstände (und Sitzgelegenheiten), die alle auf Streetfood gemacht waren und deutlich hochwertiger als das hierzulande bekannte Standardessen wirkten. Man ging dann auf die rechte Seite der Halle, wo entlang dieser Längsseite die diversen Eingänge zur Halle lagen. Im Außenbereich befanden sich dort noch viele weitere Sitzgelegenheiten, Dixis/Pissoirs und Getränkestände. Die Getränkestände hier waren im Look des Festivals (s. Banner oben) gehalten, das wirkte schon stimmig. Toiletten gab es sonst auch noch im Keller in der Halle, weshalb ich nie draußen war. Auch hier als Mann quasi keine Wartezeit, bei den Frauen zumindest drinnen teilweise schon ein paar wartende Personen. Ansonsten bleibt noch zu sagen, dass ich es in der Halle überraschend kalt fand. Viele haben ihre Jacken anbehalten.
Vielleicht noch zum Vergleich: Innen hat mich die Halle hinsichtlich Breite, den Säulen und den seitlich gelegenen Balkonen etwas ans Palladium erinnert. Aber die Decke ist deutlich höher und die Halle insgesamt viel länger (s. Kapazität).

Ich nachhinein fällt es mir sehr schwer, die Zahl der Besucher abzuschätzen. Bei den Hauptacts, die auch mein primärer Kaufgrund waren, habe ich die vorherige Band auf der anderen Bühne ausgelassen, um weit vorne gestanden. Ansonsten sind nämlich wirklich fast alle Besucher hin- und hergepilgert. Allerdings waren direkt nach dem Ende von Chvrches, Kaytranada oder Bon Iver auch sehr viele Leute draußen. Insgesamt also eine sehr entspannte Atmosphäre und man kam quasi immer überall hin. Ich würde insgesamt 9.000-10.000 Besucher tippen, aber das ist wirklich mit Vorsicht zu genießen.
Das Publikum ist insgesamt sehr gemischt durch alle Altersgruppen und im Schnitt so Ende 20 bzw. Anfang 30. Aufgefallen ist mir, dass auch viele internationale Besucher vor Ort waren, ich habe u.a. einige Briten, Amerikaner und Australier getroffen. Französisch ist nicht nötig, ich kam überall auf dem Festival mit Englisch weiter.


Abgerundet wird das Festival übrigens durch weitere stattfindende Veranstaltungen. Am Donnerstag und Freitag findet in der Nähe der Halle jeweils eine Afterparty mit DJs statt. Dafür benötigt man separate Tickets, wo ich den Preis gerade nicht parat habe. Samstag fand diese Afterparty im Rahmen des Hauptevents statt.
Und am Dienstag & Mittwoch fand in sechs kleinen Läden im Stadtzentrum das Pitchfork Avant-Garde statt. Für 15€ pro Tag gab es hier pro Tag und Location je drei Acts. Der Fokus lag dabei auf Newcomern, dabei waren u.a. Let's Eat Grandma, Hop Along oder Hatchie. Hätte ich an sich auch spannend gefunden, ich war an den Abenden allerdings verplant.


Zu den Bands will ich gar nicht so viel loswerden. Gesehen habe ich:
Freitag - Boy Pablo, Tirzah, Dream Wife, Car Seat Headrest, Chromeo, Chvrches, Kaytranada
Samstag - Muddy Monk, Snail Mail, Stephen Malkmus & The Jicks, Bon Iver, DJ Koze, Peggy Gou

Einzige kleine Enttäuschung war Snail Mail. Die waren leider super nervös, wodurch der Gig etwas in die Hose ging. Tirzah, Kaytranada, Muddy Monk, Stephen Malkmus und Peggy Gou kannte ich vor den Auftritten überhaupt nicht, das war aber alles solide bis gut. Boy Pablo und Chromeo waren Neuentdeckungen nach dem Ticketkauf und gefielen mir gut, auch wenn meine Favoriten nicht im Set waren. Dream Wife, Car Seat Headrest und DJ Koze jeweils mit sehr guten Sets. Chvrches auf Platz zwei für das Wochenende. Viel besserer Sound als noch beim NOS Alive im Juli. Bester Auftritt mit Abstand war (wie erwartet) Bon Iver. Ich habe keine Worte dafür was Justin Vernon und Band auf der Bühne fabrizieren. Das ist ganz großes Kino. Eine der besten Livebands unserer Zeit.
https://www.setlist.fm/setlist/bon-iver ... 65fb3.html




tl;dr
+ angenehme Größe
+ Line Up (auch die anderen Jahre)
+ Rahmenprogramm zusätzlich zum Hauptevent
+ Cashless
- Preise (später reduzierte Kartenpreise und Essen/Trinken beim Festival)
- Orientierung zu Beginn


Grundsätzlich ein Festival, das ich bei passendem Musikgeschmack absolut empfehlen kann. Wenn man einmal weiß wo alles ist, dann besticht das Pitchfork durch kurze Wege und einen entspannten Ablauf.



Das habe ich gerade auf die Schnelle nebenbei beim Fußball runtergeschrieben, ich hoffe es liest sich vernünftig und ist einigermaßen informativ. :smile:

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s-nke
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Re: Festivalberichte

Beitrag von s-nke » Mi 7. Nov 2018, 10:27

Schöner Bericht, danke dir!
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SammyJankis
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » Fr 9. Nov 2018, 09:29

PastorOfMuppets hat geschrieben:
Di 6. Nov 2018, 22:03
Das Wochenendticket kostetet in der letzten Preisstufe etwa 130€, die Tagestickets gab es für gut 50€ bzw. 55€ für den Samstag. Keine Ticketkategorie war ausverkauft. Ich hatte vor 3-4 Wochen meine Tagestickets gekauft und ein paar Tage vor dem Festival kam Frust auf: Das Festival wollte noch Tickets loswerden und hat Tagestickets für gut 40€ und Tickets für zwei Tage für 80€ angeboten. Sowas geht natürlich gar nicht und ist ein enorm schlechtes Zeichen an die Kunden, die vorher gekauft haben.
Dieses Argument lese ich des Öfteren und es macht in meinen Augen keinen Sinn. Wenn ich Preis XY für etwas zahle, dann ist es mir in diesem Moment den Preis Wert.
Nach dieser Argumentation müsste man jeden Sommer- und Winterschlussverkauf kritisieren, da in diesem Zeitraum Klamotten, die nicht verkauft wurden, zu günstigeren Preisen angeboten werden.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Stebbie » Fr 9. Nov 2018, 09:38

s-nke hat geschrieben:
Mi 7. Nov 2018, 10:27
Schöner Bericht, danke dir!
Dem schließe ich mich an, nett mal ein paar Worte über das Festival zu haben! :thumbs:
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Re: Festivalberichte

Beitrag von defpro » Fr 9. Nov 2018, 09:49

SammyJankis hat geschrieben:
Fr 9. Nov 2018, 09:29
PastorOfMuppets hat geschrieben:
Di 6. Nov 2018, 22:03
Das Wochenendticket kostetet in der letzten Preisstufe etwa 130€, die Tagestickets gab es für gut 50€ bzw. 55€ für den Samstag. Keine Ticketkategorie war ausverkauft. Ich hatte vor 3-4 Wochen meine Tagestickets gekauft und ein paar Tage vor dem Festival kam Frust auf: Das Festival wollte noch Tickets loswerden und hat Tagestickets für gut 40€ und Tickets für zwei Tage für 80€ angeboten. Sowas geht natürlich gar nicht und ist ein enorm schlechtes Zeichen an die Kunden, die vorher gekauft haben.
Dieses Argument lese ich des Öfteren und es macht in meinen Augen keinen Sinn. Wenn ich Preis XY für etwas zahle, dann ist es mir in diesem Moment den Preis Wert.
Nach dieser Argumentation müsste man jeden Sommer- und Winterschlussverkauf kritisieren, da in diesem Zeitraum Klamotten, die nicht verkauft wurden, zu günstigeren Preisen angeboten werden.
Lässt sich in meinen Augen nur bedingt vergleichen, da Ticketpreise auf dem Erstmarkt (zumindest in Deutschland) keinen unvorhergesehen Preisschwankungen unterlegen sind. Konzertpreise in der gesamten Verkaufsphase gleich (Ausnahme höchstens bei Ausverkauf und Verlegung in eine größere Location) und bei Festivals werden Preissteigerungen ab einem bestimmten Datum oder einer bestimmten Anzahl verkaufter Tickets auch immer angekündigt. Man kann sich als Kunde also eigentlich immer sicher sein, für Festivals den günstigsten Preis zu zahlen, wenn man möglichst früh bucht.
In den USA ist das ja zum Teil schon anders. Da gibt es Konzerte mit komplett flexiblen Ticketpreisen, die sich nach Angebot und Nachfrage richten. Ticketmaster testet das in Deutschland bei ganz wenigen Künstlern ebenfalls schon aus, allerdings nur beschränkt auf Premium-Plätze.
Ich befürchte, dass das System früher oder später auch in Deutschland stärker zur Anwendung kommt. Dann muss man halt schauen, dass man die Marktsituation korrekt einschätzt und Tickets zum richtigen Zeitpunkt kauft.

Pitchfork Paris würde ich jetzt keinen konkreten Vorwurf machen. Die haben sich halt verkalkuliert und haben versucht, die Bude möglichst voll zu machen. Besser weniger als gar keine Einnahmen. Zumal die zusätzlichen Besucher ja trotzdem noch auf dem Festival Getränke und Essen konsumieren.
Eventim haut doch auch ab und zu mal Konzerte zum Preis 3 für 2 raus, wenn sich diese schlecht verkaufen. Da beschwert sich ja auch kaum jemand.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » Mo 12. Nov 2018, 14:14

Ich war am Samstag bei SAV Fest in Leeds im Temple of Boom. Der Temple of Boom ist ein ziemlich heruntergekommendes Gebäude, was diverse Proberäume und Konzerthallen beherbergt. Schäbbig, aber hatte durchaus seinen Charme. Kurz zum Fest: Dabei handelt es sich um eine Benefizveranstaltung für ein aktives Mitglied der UK Hardcore Szene, das unheilbar an Krebs erkrankt ist. Alle Einnahmen der Show gingen an ihn und seine Familie. Es gab an dem Tag diverse One Time Reunions und generell war es eine sehr positive Stimmung unter einem traurigen Aspekt. Alle bands, die Merch hatten, haben auch diese Einnahmen gespendet. Da kann man auch darüber hinwegsehen, dass einer der beiden bespielten Räume zu klein und somit ständig überfüllt war und dass ein Amp der Backline den Geist aufgegen hat, sodass die Umbaupausen sich in die Länge zogen, da jedes Mal ein Amp von einem in den anderen Raum gebracht werden musste. Alles egal, war ein super Tag.

Everette - Solider Start mit einem Metalcore/Hardcore Mix. Fand einie Parts cool, dann aber auch wieder irgendwelche Stumpfparts, die mir nicht gefallen haben. War ein Wechselbad der Gefühle. Im Endeffekt war es okay, aber doch einer der, wenn nicht der schlechteste Auftritt des Tages.

Big Cheese - Zum zweiten Mal nach Münster in diesem Jahr gesehen. Set am Samstag war besser, was aber auch kein Wunder ist. Ziemlich Rougher Hardcore, dreckig, moshlastig. Die Crowd war direkt voll da und hat gut abgemosht. Singalongs gabs auch. Rundum solide Hardcore Show. Auf den Namen komme ich weiterhin nicht klar.

Clone the Fragile - Sehr stumpfer Hardcore. Zu Beginn ging ich von einem Standard Beatdown Set mit zwei Sängern aus. Nach und nach gab es aber immer wieder Parts a la Arkangel und Kickback. Das war cool und hat das Set um einiges aufgewertet. Stumpf, aber durchaus unterhaltsam.

The Flex - Haben dort weiter gemacht, wo Big Cheese aufgehört haben. Schnell, rotzig, punkig, trotzdem moshlastig. Die Menge hat es gefeiert und erste Stage Diver gaben sich auch die Ehre. Etwas enttäuscht wra ich vom Sänger. Der hat rein vom äußeren her deutlich Muskeln abgebaut und kommt nicht mehr so bedrohlich rüber. Nichtsdestotrotz guter Gig.

Below - Hier begannen die Probleme mit dem Amp und die Show verzögerte sich, was der Sänger dazu nutzte, allen möglichen Scheiß zu erzählen und damit konnte er durchaus für Unterhaltung sorgen: "Thank you for xy Records for signing Below when everybody else said it was shit and everybody else was right" :D Irgendwann ging es dann doch los und es wra unfassbar stumpf und die Leute haben sich dementsprechend auch derbe im Pit auf die Mütze gegeben. 15 Minuten pure Eskalation. Das gewinnt sicher keinen Qulitätspreis, aber wusste zu unterhalten.

Alkaline Trio LS60 - Eine Alkaline Trio Cover Band, bestehend aus Mitgliedern von u.a. Higher Power und Big Cheese. Es gab quasi bei jedem Song einen Besetzungswechsel. Dabei lief bei Weitem nicht alles glatt, aber es war doch sehr unterhaltsam. Das erste Highlight direkt beim zweiten Song. Der Below Sänger sollte singen, hatte aber offensichtlich die Lyrics nciht gelernt und las sie von einem Zettel ab, was völlig in die Hose ging und dafür sorgte, dass er kurz entschlossen einfach das Mikro ins Publikum gab und Stage Diven ging. Eskalation im Publikum war die Folge. Wie gesagt, es war alles andere als perfekt, aber es erfüllte seinen Zweck und ich wurde gut unterhalten. Zum letzten Song kam Johnny Saville, der Mensch, dem die Veranstaltung gewidmet wurde, auf die Bühne und hat den letzten Song (natürlich Lyrics ablesend) gesungen. Vorher gab es noch eine sehr emotionale Ansprache mit vielen Danksagungen und der Bitte an alle, doch zum Arzt zu gehen bei Schmerzen und es nicht hinauszuzögern, bis man mit der Diagnose Krebs im Endstadium dort steht. Ich kenne den Herren nicht, aber trotzdem war es bewegend. Niemand sollte mit knapp 30 Jahren sterben. Beim letzten Song ging es natürlich auch wieder druntr und drüber, aber manchmal ist es nebensächlich, perfekt zu spielen.

Urban Spirit - Sideprojekt von Broken Teeth und Higher Power Mitgliedern und wenn man die beiden Bands kennt, kann man sich ungefähr vorstellen, wie diese Band klingt. Haben auch schon länger nicht mehr zusammen auf der Bühne gestanden und es gab auch durchaus Probleme bei der Absprache, welcher Song jetzt kommt, aber die Crowd hat es trotzdem bedingungslos abgefeiert. Guter Gig. Nicht perfekt, aber who cares?

Broken Teeth - Kamen direkt danach auf der kleinen Bühne. 5 Songs, nur der alte Shit. Die Leute haben es gefeiert, der Pit war brutal und auf einer Seite musste eine Person durchgehend die Boxen festhalten, sodass diese nicht umfielen. Wütendes 12 Minuten Set.

Higher Power - Mittlerweile um die 15x gesehen und es macht weiterhin Spaß, auch wenn die Setlist sich kaum noch verändert. Der Sound, stark durch Rage Against the Machine beeinflusst, ist so dermaßen groovig. Dazu immer noch moshlastige Parts. Vor der Bühne war einiges los und auch auf der Bühne gab es Stage Dives und Singalongs. Erreichte zwar nicht die Outbreak Fest Sets, aber trotzdem voll und ganz überzeugend. Die Stimme des Sängers ist und bleibt gewöhnungsbedürftig und ich kann jeden verstehen, der das als schrecklich abtut. Ich für meinen Teil begrüße es als etwas anderes und kann auch verstehen, dass die Band wohl im Moment die europäische Hardcore Band ist, die in den Staaten am Besten ankommt.

No Reality - Eine musikalische Abwechslung an diesem Tag. Ein Sound mit vielen Einflüssen aus dem Sludge und Black Metal. Hier gab es kein wildes Gemoshe, aber qualitativ konnte mich die Band auch überzeugen. Leider war es eines der wenigen Sets, bei denen man problemlos in den kleinen Raum gehen konnte ohne zu drängeln. Nach Higher Power zu spielen ist aber auch ein undankbarer Slot.

Cold Snap - Fun Fact: Nach dem letzten Carry the Weight Fest im letzten Dezember ist dies die zweite One Time Reunion dieser Band innerhalb eines Jahres. Set hat mir hier besser gefallen. Wütender Hardcore, der vor allem die älteren Besucher vor die Bühne gezogen hat. Trotzdem wurde hart gemosht und das Outburst Cover wra auch nicht von schlechten Eltern.

Frustration - Die hab ich zu ihren aktiven Zeiten immer sehr gerne gesehen und hatte auch dementsprechende Erwarungen und diese wurden auch mehr als erfüllt. Kurzer Set, welches von der ersten bis zur letzten Sekunde im absolut überfüllten, kleinen Raum abgefeiert wurde. Jeder durfte das Mikro haben, mehrfach war der Sänger in der Menschentraube auch kaum noch sichtbar und trotz aller Enge gab es auch eifrig Bewegung im Pit. So sollte eine Hardcore Show aussehen. Zu diesem Zeitpntk war ich mir unsicher, ob diese Show noch getoppt werden könnte.

Deal With It - Die englische Antwort auf die Cro-Mags und die Band, die für mich persönlich das Highlight des Festivals war und dies hat sich auch nach dem Set nicht geändert. Alleine das Intro des Sets war so wütend und gleichzeitig groovig, dass die Leute direkt steil gegangen sind. Danach gab es ein Hardcore Set wie aus dem Lehrbuch. Singalongs, Stage Dives, Stage Dives, Stage Dives, harter Mosh. Die Band hatte Bock, die Leute hatten Bock, der Raum wurde auseinander genommen. Und, und das ist in Uk leider eine Seltenheit, der Sänger hat es geschafft, vernüftige Ansagen zu machen fernab von "That's fucking sick" oder "I wanna thank the organizers" ohne den eigentlichen Grund des Festivals in den Hintergrund geraten zu lassen. Zum Abschluss gab es dann ein "World Peace" Cover von den Cro-Mags, wie passend, ein besseren Schlusspunkt für dieses Set hätte es wohl nicht geben können. Beste Show des Tages. Großartig.

Nibiru - Hatten es danach ähnlich wie No Reality schwer, da auch man auch hier etwas abseits vom durchschnittlichen Sound des Tages unterwegs war. Sehr schleppender Hardcore ohne irgendwelche Breakdowns. Dazu ein cleaner, tiefer Gesang, der an Life of Agony erinnerte. Ich fand es cool und die paar Leute, die mit mir im Raum waren auch, aber viel los war hier leider nicht. Die Leute haben wohl eher im großen Raum auf den letzten Act gewartet.

Survival - 2016 die letzte Show auf dem Outbreak Fest gesehen, jetzt diese On/Off Reunion. Es kam nicht ganz an den Auftritt von damals heran, aber es war wirklich sehr knapp und absolut grandios. Auch nur knapp hinter Deal With It für mich bei der Band des Tages. Schneller Straight Edge Hardcore, die Band hat nur knapp 10 Songs. Dementsprechend kurz war das Set, aber es war wieder Abriss pur. Der ersten Ansage des Sängers "I want 2000 Stage Dives for Johnny Saville." ist ein Großteil der Leute gerne gefolgt. Der Sänger, der für mich weierhin ein Mix aus Schwiegermutters Liebling und englischer Hool ist, hat bereitwillig das Mikro jedem in die hand gedrückt, der grad über die Bühne rannte. Vollkommendes Chaos, ohne Stress, ohne Boxereien, nur eine Traube an Menschen vor der Büte, die die Texte runterbetet und eine gute Zeit hat. Großartige Band, viel zu früh aufgehört, schön noch einmal gesehen zu haben.


Fazit
Eine sehr schöne Veranstaltung vor einem ernsten und traurigen Hintergrund, die dem Ganzen aber durchweg gerecht wurde. Der Grund der Show war allgegenwärtig ohne dass die Stimmung darunter gelitten hat. Es gab den ganzen Tag über kein einziges Mal Stress und die Shows waren durch die Bank weg gut. Scheiß auf die technischen Probleme. Ich glaube besser hätte diese Show nicht laufen können. Der Ausflug nach Leeds hat sich auf jeden Fall gelohnt.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Flecha » Do 28. Mär 2019, 14:05

Ganz vergessen, das auch hier reinzuposten. War ja am 9.3. beim Download Sydney. Hier auch Bilder dazu: https://magazin.festival-community.net/ ... l-festival

Sommerliche 25 Grad, ein Tag vollgepackt mit Musik auf fünf Open-Air-Bühnen und das Anfang März? Klingt, Klimawandel hin oder her, für Europa unrealistisch. Um so früh im Jahr auf eine Ration Sommer-Festival zu kommen, muss man da schon den Äquator überqueren – zum Beispiel gen Australien. Beim Download Sydney haben sich die Genregrößen aus Metal, Hard Rock und Punk die Klinke in die Hand gegeben.

„Australia deserves a Heavy-Metal-Festival“, röhrt es am Samstag kurz nach drei Uhr aus den Lautsprechern der Black Stage. Joel O’Keeffe ist Sänger des ACDC-Klons Airbourne und als Lokalmatador besonders motiviert. Die Hard-Rock-Band ist erst spät zum Line-Up des Download Sydney dazugestoßen, als „Ersatz“ für den krankheitsbedingt ausgefallenen Headliner Ozzy Osbourne. Der Verdruss über den Verlust ist dem Publikum zu diesem Zeitpunkt nicht anzumerken. Airbourne wissen, was der geneigte australische Fan härterer Gitarren-Musik sehen und hören möchte: Schwere Riffs, wehende Mähnen, fliegende Bierdosen, Feuer.

Im Parramatta Park ein wenig außerhalb des Stadtzentrums findet das Tochter-Festival des altehrwürdigen Download in Donington, England zum ersten Mal statt: Ein Tag, fünf Bühnen und mehr als 40 Bands, darunter große Namen wie Slayer auf ihrer (vermeintlichen, man kennt das ja) Abschlusstour, Judas Priest, Alice in Chains, Rise Against oder Ghost.

Einen Tag später gastiert das Event außerdem in Melbourne. In der Künstlerstadt gab es 2018 die allererste Ausgabe des australischen Download. Mit dem Aus der früheren Platzhirsche Big Day Out und Soundwave hatte sich 2015 eine Lücke in diesem musikalischen Segment aufgetan – obwohl die großen Namen der Rock- und Metalmusik seit jeher im Frühjahr Australien, dort ist es dann Spätsommer bis Herbst, betouren.

Live Nation hat diese Lücke erkannt und mit dem Download ein solches Festival nach Down Under zurückgebracht. Und das mit Erfolg. Sowohl für Sydney als auch Melbourne sind am Wochenende nur noch wenige Karten an der Tageskasse erhältlich. Für die enttäuschten Ozzy-Fans gibt es zwar keinen würdigen Ersatz, dennoch sind der Black-Sabbath-Sänger, dessen letzte Auftritte in Down Under eigentlich in Sydney und Melbourne steigen sollten, und seine Musik allgegenwärtig. Zahlreiche Bands senden ihre Genesungswünsche und spielen Klassiker wie Paranoid oder War Pigs.

Da es fünf Bühnen für einen einzigen Tag gibt, sind ärgerliche Überschneidungen leider nicht zu vermeiden. Code Orange oder Behemoth? Anthrax oder Converge? Die meisten Leute entscheiden sich bei zweiter Wahl wohl für die Oldschool-Thrasher aus der Bay Area. Converge-Shouter Jacob Bannon ist über die wenigen, dafür umso begeisterteren Fans, die sich versammelt haben, sichtlich glücklich. „I wanna spread happiness by screaming“, ruft er den Fans entgegen. Die Menge lacht.

Publikumsinteraktion ist etwas, das sich viele der Bands auf die Fahne geschrieben haben – die bierlaunigen Fans nehmen das dankend an, sei es bei Rise Against, Sum41 oder den Grunge-Legenden von Alice in Chains. Die Singalongs bei den Hits der Seattle-Rocker sind beeindruckend, Man in the Box oder Would? kennt in Australien offenbar jeder. Ob das im Sommer bei der Festival-Tour in Deutschland auch so wird?

Vom Aufbau, Ablauf, Shows und Publikum ist das Download Sydney von einem europäischen Metal-Festival im Grunde nicht zu unterscheiden. Zumindest abgesehen davon, dass die Zahl der wirklich stark betrunkenen Besucher gefühlt ein wenig geringer ist. Das kann daran liegen, dass alkoholische Getränke nicht nur relativ teuer sind (rund 5 Euro für ein 0,33l Bier), sondern auch maximal 3,5 Prozent haben dürfen. Dafür werden den Besuchern Dosen statt Plastikbecher für den Verzehr gereicht. Das Gelände sieht nach Abschluss der letzten Bands um 23 Uhr entsprechend aus.

Das ist schade, denn der Parramatta Park ist eine tolle Location: Die vielen Bäume spenden Schutz vor der brutzelnden australischen Sonne, die an diesem Tag glücklicherweise gnädig ist und sich die meiste Zeit hinter einem Wolkenteppich verbirgt. Die abwechselnd bespielten kleineren Bühnen Avalanche und Dogtooth liegen am Fuße eines natürlichen Amphietheaters – nach vorn kommen ist leicht, von hinten sieht man ebenso prima.

Das bereits um 11 Uhr gestartete Festival geht seinen Gang, große organisatorische Kritik kann man nicht anbringen: Genügend Toiletten und Getränkestände, zahlreiche Trinkwasserstellen, eine schöne Auswahl an Foodtrucks statt Standard-Festivalessen. Nur Eines fällt mal wieder auf: Die Keychange-Initiative, die sich für ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Künstlern einsetzt, ist offensichtlich auch in Australien noch nicht bei den Veranstaltern von Metal-Festivals angekommen.

Maskulinität dominiert, Bands mit weiblichen Mitgliedern gibt es nur wenige. Mit der aus Baltimore stammenden Hardcore-Band War on Women tut sich immerhin gerade eine solche als besondere Neuentdeckung hervor. Das Quintett, das seine Musik als Co-Ed Feminist Hardcore-Punk bezeichnet, reißt die Avalanche-Bühne bereits zur Mittagszeit ab. Geht doch, denkt man in diesem Moment. Mit in dieser Hinsicht mehr Mut bei den Buchungen kann das Download im kommenden Jahr noch ein wenig mehr beweisen, dass Australien sein Metal-Festival verdient hat.
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Festivalberichte

Beitrag von fipsi » Mo 1. Apr 2019, 16:29

Ich war am Wochenende in Den Haag beim Rewire Festival. Die Stadt bietet zahlreiche schöne Locations dafür auf. Es wurden unter anderem drei schöne Kirchen, zwei Theater, mehrere Clubs und ein Keller bespielt. Diese Vielfalt ist für mich eine der größten Stärken des Festivals. Der Sound überzeugte überall und die Laufwege waren schön kurz. Dennoch musste man für einen guten Platz oft ein wenig eher kommen, was für mich aber nie ein Problem war.

Kommen wir nun zur Musik. Freitag eröffneten Jlin & Company Wayne McGregor das Festival mit einer Performance gemischt aus Electro und Tanz. Die Musik war abwechslungsreich und wurde durch eine gute Choreografie tänzerisch gut in Szene gesetzt.
Danach folgte Tim Hecker & Konoyo Ensemble. Der Mix aus Ambient und Noise wurde sehr eindrucksvoll auf die Bühne gebracht. Teilweise war es zwar auch körperlich sehr belastend, aber das spricht eigentlich auch für die Musik. Irritierend fand ich übrigens, dass das Ensemble nur aus zwei Personen bestand. :doof:
Zum Abschluss des Tages stand dann noch Astrid Sonne auf dem Programm. Geboten wurde Ambient mit Hilfe von drei Streichern. Der Sound konnte wirklich überzeugen und die Streicher waren auch ein großes Highlight. Aufgrund von Müdigkeit habe ich dann leider Yves Tumor verpasst.

Der Samstag startete dann für mich in einem Theater, wo es zahlreiche Performances gab, die Musik und Theater verbunden haben. So sieht man wirklich mal was anderes und es ein angenehmer Start in den Festivaltag.
Als erster Musikact stand dann Jason Sharpe auf dem Programm. Der Saxophonist aus Montreal bot eine interessante Mischung aus Jazz, Drone und Ambient. Er braucht sich eigentlich nicht vor Kollegen wie Colin Stetson verstecken. Toller Auftritt.
Danach gab es eine besondere Show von Julia Holter im Duo mit Tashi Wada, da sie momentan mit ihm tourt und er auch beim Festival war. Der Auftritt war dann richtig gut und konnte mich sehr überzeugen. Man merkte ihr die Spielfreude aufgrund der besonderen Situation an. Als Highlight gab es mit Betsy on the Roof noch einen meiner Lieblingssongs von ihr. Eines der ganz großen Highlights des Festivals. :herzen2:
Kelly Moran konnte anschließend auch überzeugen. Ohne Gesang wurde das Piano mit Hilfe von elektronischen Elementen bespielt. Bei ihr ist mir auch nochmal besonders aufgefallen wie leise das Publikum war und die Musik schätzen zu wusste. Innnerhalb der Locations gab es kaum Bewegung, was wohl daran liegt, dass nahezu überall Bestuhlung vorhanden war. Bei einem Festival mit dieser musikalischen Ausrichtung natürlich sehr passend und gut.
Aber nun zurück zum musikalischen und dem schönen Abschluss des Tages durch Jessica Pratt. Ihr aktuelles Album Quiet Signs gehört zu meinen bisherigen Jahreshighlights. Der ruhige Folk sorgte an dem Tag für Abwechslung und das Set glänzte mit den Songs des neuesten Albums zu meiner Freude.

Den Sonntag eröffnete musikalisch Lucrecia Dalt mit einem elektronischen Ambient Set. Leider kam der Auftritt ohne Visuals aus, was wohl nochmal die Musik besonders unterstützt hätte.
Sosena Gebre Eyesus aus Äthiopien konnte mit einem außergewöhnlichen Instrument überraschen. Die Sängerin spielte eine Art Harfe und konnte zusätzlich mit einer sehr klaren Stimme überzeugen. Nur das Ende war nach knapp einer Stunde etwas abrupt.
Danach gab es einen wilden Stilmix von Xiu Xiu. Das Trio hatte sehr viel Lust zu spielen und scherzte viel mit dem Publikum. Abwechselnd gab es ziemlich groovenden Noiserock und eher ruhigen Dadrock. Dann las der Drummer Thor Harris, auch bekannt durch Swans, eine Kurzgeschichte vor. Sehr skurriler Auftritt.
Danach folgte der lauteste Gig des Wochenendes. Es gab wunderbaren Ambient/Noise von Ipek Gorgun. In einem nahezu komplett dunklen Raum wurde einem herrlicher Krach in die Ohren geprügelt.
Danach habe ich erstmal eine Pause gebraucht und dann den besten Auftritt des Wochenendes gesehen von Refree. Der Spanier ist als Produzent (u.a. das Debüt von Rosalia) und Filmmusiker bekannt. Er spielte Solo Gitarre und musikalisch wurde eine enorme Vielfalt geboten. Es gab tolle ruhige Momente, die dann total in Krawall ausgeufert sind. Das Publikum war auch sehr begeistert, was zur einzigen Zugabe des Wochenendes geführt hat.
Zum Festivalabschluss gab es dann mit Nicolas Jaar & Group einen großen Namen in einer sehr großen und schönen Kirche. Die Show war wohl eine Weltpremiere und ich bin immer noch etwas skeptisch. Mir war das alles etwas zu ruhig und mir hat sich noch nicht erschlossen, welche Rolle Nicolas Jaar dabei gespielt hat außer auf der Bühne am Laptop zu sitzen. Der eigentliche Star der Show war für mich die Saxophonistin Mette Henriette. Zusätzlich gab es noch zahlreiche weitere Livemusiker und es war gar nicht so elektronisch angehaucht wie gedacht. Dadurch hat ein wenig die Spannung gefehlt, aber die Musik war schon nicht ganz schlecht.

Abschließend kann ich sagen, dass es kaum einen besseren Start in das Festivaljahr für mich hätte geben können. Wer mit ruhiger Musik was anfangen kann, sollte das Festival definitiv auf dem Zettel haben.

Lennon
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Lennon » Di 2. Apr 2019, 04:19

Lollapalooza Argentinien

Ich war diesen Samstag für einen Tag auf dem Lollapalooza in Buenos Aires, leider das Line Up dieses Jahr nicht so berauschend so dass ich nur den Samstag da war.
Positives:
- Organisation war einfach nur spitze. Eine Minute fürs Bändchen holen gebraucht, Einlass ging auch innerhalb einer Minute und An und- Abfahrt war auch super geregelt.
- Das Festivalgelände befindet sich auf einer Pferderennbahn, etwa 1 ½ Stunden vom Zentrum von Buenos Aires entfernt. Auf dem kompletten Gelände befindet Rasen.
- Das Publikum war ungefähr das angenehmste Festivalpublikum, welches ich je erlebt habe, was wahrscheinlich auch an der Alkoholkonsum liegt was ich aber noch im nächsten Punkt beschreibe. Außerdem ich habe glaub ich noch nie ein so Textsicheres Publikum gesehen auf einem Festival gesehen, die Argentinier haben wirklich jede Silbe vom Gesang mitgesungen.
- Der Alkoholkonsum ist auf dem Gesamten Gelände nur auf in einem bestimmten Bereich beschränkt, man muss sein Bier in diesem Bereich kaufen und auch dort trinken, wodurch einfach viel weniger Alkohol konsumiert wurde als auf Deutschen Festivals.

Negatives:
- Das einzig Negative war wirklich nur die Bühnenaufteilung, wenn man vor der Mainstage 1 stand hat die gesamte Zeit die EDM Bühne rüber geschalt, die Mainstage 2 hat man leider aber überhaupt nicht gehört wenn man vor der anderen Hauptbühne auf den nächsten Act gewartet hat, da kann sich das Lolla nen Beispiel an dem Mad Cool nehmen.

Bands:
Foals: Was für ein Start in den Festivalsommer :hecheln:
Ich habe es leider nicht geschafft vorher noch ins neue Album zuhören. Aber die neuen Lieder haben bei mir live richtig gezündet und die alten Songs sowieso. Das Publikum war sowieso spitzenmäßig, die Argentinier sind die gesamte Zeit nur am Springen und Singen gewesen.

St. Vincent: Danach gabs richtig schönen Indiepop/-rock von St. Vincent. Ich kannte die Dame leider vorher gar nicht, muss ich Aufjedenfall Nachholen.

The 1975: The 1975 haben mir danach leider nur bedingt gefallen, es war mir irgendwie alles viel zu glattgebügelt und einstudiert. Den anderen Leuten hat es aber anscheinend sehr gefallen und ich denke auch das die in ein paar Jahren den Headlinerstatus erreichen können.

Arctic Monkeys: Die Band hat einfach eine unglaubliche Show geliefert. Um einiges besser als die Shows letztes Jahr auf dem Hurricane und Mad Cool, was wahrscheinlich auch am Publikum gelegen hat, welches durchgängig gesprungen, getanzt und mitgesungen hat. Die Setlist war für mich war fast perfekt, die Band hat keinen Hit ausgelassen und auch die Songs vom neuen Album haben sich Perfekt ins Set eingefügt.

Extra für das Festival würde ich wahrscheinlich nur bei einem perfekten Line Up wieder hinfahren, dafür ist die Anreise einfach viel zu teuer und zu lang. Aber ich kann es nur jedem empfehlen, wenn man, so wie ich, sowieso gerade in Argentinien oder Südamerika unterwegs ist das Festival zu besuchen.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von Stebbie » So 21. Apr 2019, 11:31

Für mich ging es letztes Wochenende auf das Polimagie-Festival in Dresden. Veranstaltungsorte sind das Beatpol, welches auch hinter der Veranstaltung steht, sowie das Ostpol, woraus sich auch - unschwer zu erkennen - der Name der Veranstaltung ergibt. Das Konzept ist eigentlich mehr das einer Konzertreihe, denn jeden Abend gibt es 2 bis 3 Konzerte in einer der Locations. Da beide Locations jedoch in unterschiedlichen Teilen der Stadt liegen - das Beatpol links der Elbe etwas außerhalb der Altstadt, das Ostpol direkt an der Dresdner Neustadt rechts der Elbe -, ist ein pendeln eigentlich kaum möglich, sodass man sich für eine der beiden Locations entscheiden muss. Es hat somit auch eher den Charakter einer Konzertreihe, und entsprechend gibt es auch separate Tagestickets entweder für das Beatpol oder das Ostpol. Gerade letzteres war mit 13€ absolut fair bepreist, zumal es hier auch jeden Abend eine Aftershow-Party gab.

Der Plan war eigentlich alle vier Tage hinzugehen, jedoch haben wir uns am Donnerstag gegen den langen Weg ins Beatpol entschieden, da wir uns beide nicht fit fühlten und uns für die kommenden drei Tage geschont haben. Was war zwar schade um Alice Phobe Lou, die an diesem Abend im Beatpol gespielt hat, aber war rückblickend vielleicht besser. Es gab aber auch die anderen drei Abende ein interessantes Programm. Während am Freitag Ilgen-Nur und First Breath After Coma im Ostpol spielten, gab sich am Samstag Dan Mangan die Ehre im Beatpol, gemeinsam mit Tristan Brusch und Hannah Williams & the Affirmations. Den Abschluss bildeten am Sonntag Vera Sola, Charlotte Brandi und Cari Cari. Es gab die Tage also einiges zu sehen.

Das Highlight war für mich natürlich Dan Mangan, der - vor leider mäßig besuchtem Beatpol - ein wundervolles Set gespielt hat, und zu aller Freude gegen Ende noch ein Acoustic-Cover von Robots im Eingangsbereich gespielt hat, um die Vorbereitungen der folgenden Band nicht zu stören. ich habe ihn tatsächlich schon fünf Jahre nicht mehr gesehen, aber es ist jedes Mal eine große Wonne, wenn er auf der Bühne steht - immer wieder einer der sympathischen und authentischen Künstler, die ich kenne. Das zweite Highlight waren erstaunlicherweise Cari Cari, die am Sonntag auch das größte Publikum hatten. Die beiden scheinen mir ohnehin gerade ein wenig gehyped zu werden, galten etwa auch beim letztjährigen Primavera als Geheimtip, auch wenn sie ein sehr tiefes Bad in der Wanne der kulturellen Aneignung genommen haben, was einige sicherlich triggern dürfte. Musikalisch klingt das ein wenig wie eine Mischung aus White Stripes und Tito & Tarantula, angereichert mit ein wenig psychedelischem 60s Vibe. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das langfristig nicht schon ein wenig auf die Nerven gehen wird, aber Live hat das, auch durch deren starke Bühnenpräsenz, schon Spaß gemacht.

Eine weitere Entdeckung war Vera Sola, die auf Platte nicht ganz so spannend klingt, wie es dann auf der Bühne war. Die Band ist eigentlich ein Atmo-Pop-Projekt von Danielle Aykroyd, einer Tochter von Dan (also Aykroyd, nicht Mangan), das musikalisch irgendwo zwischen Leonard Cohen und Nick Cave anzusiedeln wäre, gepackt in ein Americana-Gewand mit einem Hauch Warpaint. Live entfaltet sich die Musik weit besser als auf der Platte, und es würde mich nicht wundern, wenn man sie in nächster Zeit noch häufiger sehen wird.

Die weiteren Künstler waren allesamt okay, wenngleich ich First Breath After Coma nach dem wirklich enttäuschenden letzten Album weit weniger anstrengend fand als befürchtet. Gerade die Post-rockigen-Tracks sind live nach wie vor gut. Anstrengend fand ich hingegen Charlotte Brandi, die glaube ich tough erscheinen wollte, aber ein wenig zu bissig gegenüber dem sehr zurückhaltenden Publikum wirkte. Das hat mich eher abgeschreckt, zumal es musikalisch auch sehr eintönig war Ich glaube, dass das Festival auch gut daran getan hatte, ihren Slot mit dem von Cari Cari zu tauschen, denn angesichts des ursprünglich geplanten späten Slots am Sonntagabend (23 Uhr) und des insgesamt eher mäßigen Besuchs der Konzerte im Beatpol (zumindest am Samstag und Sonntag) hätten vielleicht viele den Weg nach Hause vorgezogen, als sich dieses dann doch eher langweilige Konzert zu geben. So schlossen Cari Cari das Festival ab, und das Beatpol blieb bis zum Ende dann doch ganz gut gefüllt.

Insgesamt waren es drei nette Tage in Dresden, das leider unter der Besucherzahl im Beatpol ein wenig litt. Ich weiß nicht woran es lag, denn das Lineup war mit Alice Phoebe Lou (die in Leipzig alleine das UT Connewitz gefüllt hat), Dan Mangan oder Cari Cari nun auch nicht so schlecht besetzt. Ob es ein wenig zu zu teuer war (4 Tage kosteten 54€, ein Tagesticket fürs Beatpol 28€), zu wenig beworben wurde - wir haben in der Neustadt nicht ein einziges Plakat gesehen -, oder es mit der Konkurrenz durch das Kurzfilmfestival zu tun hatte. Ich weiß es nicht - es gäbe auf jeden Fall ein paar Punkte, wo man da ansetzen könnte.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » Do 2. Mai 2019, 16:54

Ich war letztes Wochenende auf dem Groezrock. War dort erst einmal für einen Tag 2015, jetzt also mal das ganze Wochenende mitgenommen. Habe es aber vorgezogen, jeden Tag hinzufahren und zuhause zu schlafen. Mein momentan angeschlagener Rücken hat es mir gedankt. Generell muss man sagen, dass das Festival kleiner geworden ist, was mir auch von langjährigen Fahrern bestätigt wurde. Am Line Up kann es eigentlich nicht liegen, denn das war gewohnt gut, für mich mit den ganzen Hardcore Bands sogar sehr gut. Wenn man das Alter der besucher betrachtete fiel auch auf, dass das Durchschnitssalter durchaus hoch ist. Es wirkt ein Bisschen so als würde dem Festival das Publikum "wegsterben". Von insgesamt fünf Bühnen hatte nur die Hauptbühne keine Barriere. Sehr schön. Eine Bühne stand sogar vor dem eigentlich Festivalgelände und war kostenlos oder nur mit Campingticket erreichbar. Trotzdem gab es dort ein sehenswertes Line Up. Ansonsten sei noch zu erwähnen, dass "Just Like Your Mom" zu alter Stärke aufgelaufen sind. Die Burger sind nicht von dieser Welt.


Freitag:

Slow Crush - Das Festival startet für mich mit Shoegaze/Dream Pop sehr ungewöhnlich. Wenig Abwechslung in den Songstrukturen, wusste aber dennoch zu gefallen.

King Nine - Zum ersten Mal seit 2014 in Europa. Damals waren sie mit der "Scared to Death" auf dem Hypetrain, dieser hat merklich nachgelassen. Show war in Ordnung. Moshlastiger Hardcore, soundtechnisch nichts Besonderes. Die Crowd hat es mit hartem Mosh gedankt. Der Sänger, der im Vergleich zu 2014 deutlich seltener das Gym besucht, glänzte mit dummen Ansagen. Eigentlich alles, was man von einer Hardcore Show erwartet.

Candy - Mein erstes, großes Highlight. Die Band hat mit "Good to Fell" eine der besten Platten 2018 rausgehauen und sind nun zum ersten Mal in Europa, sogar mehrfach dieses Jahr. Leider nie in angemessener Clubatmosphäre. Da wäre die Tour mit Regulate im November 2018 schon schöner gewesen, aber es hat nicht sollen sein. Gig war gut, aber noch mit Luft nach oben. Das Publikum ging nicht so zur Sache wie bei der vorherigen Band. Kein Wunder, der Sound ist einfach komplexer und setzt nicht nur auf Mosh. Trotzdem ein gelungenes Konzert.

Get the Shot - Der Candy Slot war zeitlich zu groß für die kurze Spielzeit. Also noch nur bei Get the Shot reingeschaut. Öde Hardcore Band, die bei den Impericon Kids warum auch immer sehr gut ankommt. Sind auch gefühlt immer mit Stick to your Guns auf Tour. Dementsprechend wurde die Band abgefeiert. Unverständlich. Schönste Szene für mich. Der Sänger zeigt am Ende eines Songs seine massiven Oberarme um die nächste Ansage mit den Worten "That is what Hardcore is all about" zu beginnen. Sicherlich nicht so gemeint, aber passend.

Citizen - Werden von einigen Bekannten gefeiert, vor mir eher nicht, aber wenn sie schon spielen kann man ja mal reingucken. Ist für mich wie eine ruhigere Version von Title Fight. Pasar elektronische Spielereien. Die Stimme des Sängers müsste etwas kräftiger sein, aber ansonsten ist das schon eine runde Sache. Sehr schön waren während des Sets die beiden, anwesenden Securities. Anscheinend gab es trotz Barrierefreiheit die Order, dass es keine Stage Dives geben soll, mutmaßlich zum Schutz des kleinen Tisches neben dem Sänger, auf dem dieser die Samples bediente. Das war zwar lächerlich, klappte aber ganz gut, bis zum letzten Song. Dort gab es dann so viele Stage Diver, dass die Securities völlig überfordert waren und schlussendlich ihren Job einstellten. Der verzweifelte Blick des einen Security, der völlig überfordert neben dem Sänger stand, war einer der Momente des Wochenendes.

Backtrack - Guter Gig mit der üblichen Setlist. Publikum war auch voll dabei. Mit "Their Rules", "Darker Half" und "Erase the Rat" kann man nichts falsch machen. Sicherlich schon besser gesehen, hat sich trotzdem gelohnt.

Samiam - Alter Punk Rock Helden. War solide Unterhaltung, aber auch nicht mehr. Band wurde aber gebührend gefeiert.

Counterparts - Kurz reingeguckt. Sicherlich besser als Get the Shot, bewegen sich aber in einem ähnlichen Fanuniversum. Ist deutlich melodischer, aber ebenso nicht mein Fall. Hier war aber natürlich auch einiges los auf und vor der Bühne.

Trade Wind - Nebenprojekt des Stick to your Guns Frontmanns und nach diesem Auftritt frage ich mich, wieso nicht diese Band das Hauptprojekt ist. Sehr schöne, ruhigere Musik. Immer noch im Emo/Melodic Hardcore Bereich einzuordnen, aber mit vielen Instrumentalpassagen. Gesang ist auch in Ordnung. War gut.

Spoanish Love Songs - Punk Rock, den ich zuhause nicht hören würde, aber das kleine Zelt hat gebebt. Es waren unfassbar viele Leute vor der Bühne, die alle Texte konnten. Das + die üblichen Stage Dives und Crowdsurfer sorgten für einen gelungenen Auftritt. Die band hatte sichtlich Spaß, die Crowd auch, alles top.

Tusky - Ging in Richtung Pop Punk, hat mir gar nicht gefallen. Hab auch das meiste zum Glück schon wieder vergessen.

Brutus - Die Platte hat mir nicht so gut gefallen, live war es aber umso mehr ein Erlebnis. Das Zelt war abgedunkelt, minimaler Einsatz von Scheinwerfer. Dazu der chaotische Sound mit dem Gesang der Drummerin. Singende Menschen am Schlagzeug finde ich immer sehr cool. Die Band hatte trotz ihres etwas unpassenden Sounds, der kaum bis keine Publikumsinteraktion zulässt, die Crowd vollkommen unter Kontrolle. Schöner Gig, einer der besten des Tages.

One King Down - Zum ersten Mal seit 2001 auf Tour. Ging soundtechnisch auch in die Momentan sehr angesagte 90s Metalcore/Metallic Hardcore Richtung. Die Crowd vor der Bühne war dementsprechend auch etwas älter. Sound war drückend und hart, wütendes Ding. Vor der Bühne gab es ordentlichen Mosh, der ein oder andere Singalong konnte auch beobachtet werden. Sicherlich wäre mehr drinnen gewesen. Trotzdem war es ein guter Gig, schön mal gesehen zu haben, auch wenn es nicht meine Lieblingsband aus der Era ist.

Coheed and Cambria - Habe bisher nur Schlechtes über die Livequalitäten der Band gehört. Habe bis zum Beginn der nächsten band, fie für mich auf den Plan stand, reingeguckt und konnte in der Zeit keineswegs überzeugt werden. Vielleichtb steht und fällt hier auch alles mit der Stimme des Sängers, die gar nicht mein Fall ist. Muss nicht nochmal sein.

Bold - Alte Hardcore Bands sind immer ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite gibt es die, die immer noch überzeugen können, auf der anderen die, bei denen es nur noch traurig ist, das Ganze zu verfolgen. Über Bold hatte ich ziemlich grausige Geschichten gehört von der letzten Tour. Im Endeffekt war es dann hier ganz okay. Schwerer Beginn, zum Schluss war allerdings einiges los vor der Bühne. War okay, vielleicht war ich dank meiner niedrigen Erwartungen aber auch einfach nur überrascht.

Amenra - Bei der Wahl zwischen der Herzensband und der großen Band, bei denen man wohl nur einmal im Leben die Chance bekommt sie zu sehen, gewann die Herzensband. Auftritt ging nur 50 Minuten und es waren echt viele (besoffene) Idioten Teil der Crowd, aber es war wie immer grandios. Beste Liveband. Mic Drop.

Jawbreaker - Noch die letzte halbe Stunde geguckt und es war ziemlich traurig. Soundtechnisch okay, ich kann nicht klagen, aber auch alles andere als spannend. Das größte Problem war die Crowd, denn die fehlte. Es waren keine 2000 Leute vor der Bühne. Das Hauptzelt war sehr leer. Das hatten sich alle Beteiligten sicherlich anders vorgestellt.


Samstag:

Dead Swans - Im Moment mit Defeater und Swain (keine Ahnung, warum man die nicht gebucht hat) auf Tour. SOund geht in Richtung American Nightmare, also hörbar. Trotz früher Stunde war auch ein Bisschen was los. War ganz in Ordnung als Start in den Tag für mich.

Can't Swim - Emo/Pop Punk Band. Zu diesem Zeitpunkt gab es nichts, was mich interessiert hat. Also bin ich vor die naheliegenste Stage gegangen. War leider absolut nicht mein Fall. Nach 15 Minuten wieder geflüchtet.

No Turning Back - Gleiche Setlist wie in der vorherigen Woche in Oberhausen. Da die Band in Benelux aber eine Institution ist war hier natürlich deutlich mehr los. Ich höre die Band schon ewig nicht mehr und auch live ist das Feuer nach über 25 Shows erloschen, aber ab und an gibt es nochmal ganz gute Shows, die Spaß machen. Diese war eine davon.

Coarse - Zwei Mann Truppe, ging in Richtung Grindcore und war nicht von schlechten Eltern. Ein ordentliches Geballer mit schönen Samples, die vereinzelt eingestreuten Tempodrosselungen waren auch gut. Hat sich gelohnt.

Trash Talk - Exklusive Show und bester Gig des Festivals. Es war so ein unfassbares Chaos. Hauptverantwortlicher dafür ist der Sänger, der zwar jedes Mal völlig kaputt wirkt, aber vollkommen überzeugt und die Crowd vollkommen unter Kontrolle hat. Da wird auch man ein Mensch am Hoodie über die Bühne gezogen und zum Stage Diven aufgefordert. Gefüzhlt jeden zweiten Song und die Songs haben eine Durchschnitsslänge von einer Minute ging es für den Sänger in die Crowd. Alle haben gemacht was er wollte. Circle Pit um ihn, kein Problem, hinsetzen und danach völlig eskalieren und ihm vorher einen Joint geben, kein Problem. Irgendwann gab es die Aufforderung, dass alle Verrückten auf die linke Seite der Bühne stagediven sollten, natürlich gab es völliges Chaos. Beim letzten Song wurde dann die Crowd aufgefordert das Zelt zu verlassen, was unter Gedrücke auch klappte nur um die Leute wieder reinzuholen. Chaos brach aus und es ging direkt zum Bühnensturm über. Der Sänger auf den Leuten sitzend auf der Bühne und ein Gitarrist, der vorher erfolglos versucht, ein Mirko von der Bühne zu werfen, spielt seine Klampfe, die irgendwie zwischen den Streben eines Zeltmaster eingeklemmt war, war das letzte Bild der Show. Ein durchweg eskalatives Hardcore Chaos mit einer Prise Grind. Top Ten des Jahres Material.

Employed to Serve - Hatten es schwer danach zu punkten. Der Mathcore ist technisch einwandfrei, die Musik weiß zu gefallen, aber die Mehrheit der Crowd war glaube ich noch damit beschäftigt, das eben Gesehene zu verarbeiten.

Fit For a King - Für 15 Minuten reingeguckt. 08/15 Metalcore.

The Tidal Sleep - Gewohnt guter Gig. Schöne Klangwelten, die Stimme passt auch. Die Crowd hat auch keine Faxen gemacht, jeder wusste, dass es sich hier lohnt, einfach zuzuhören. Der Sound hätte etwas besser sein können, aber es hat trotzdem Spaß gemacht.

Teenage Bottlerock - Solider Punk Rock Gig. Wurden abgefeiert. Ich fand es okay, aber mehr auch nicht. Ob es ein Ramones Cover braucht sei mal dahingestellt.

Morning Again - Seit 2014 nicht mehr in Europa. Damals allerdings mit anderem Sänger. Es war damals auf dem ieperfest der wohl bis heute beste Festivaltag, den ich je erlebt habe. Dieser Auftritt war wieder sehr schön, hat nicht an 2014 herangereicht, aber der Sound ist einfach nur groß. So sollte Metalcore klingen, vergesst die ganzen Parkway Drives und Konsorten. Vor der Bühne gab es auch Mosh der älteren Generation. Etwas mehr wäre schön gewesen, uich hoffe auf Soloshows in der Zukunft.

A Wilhelm Scream - Solider Melodic Hardcore, Sound war leider ziemlich kacke. Band hat das Beste draus gemacht. Tut nicht weh, aber ist weit davon weg, dass ich eine Soloshow besuchen würde.

Defeater - Ich verstehe nicht, was Leute an dieser Band finden. Es war die Hölle los auf der Bühne und auch Singalongs gab es in Hülle und Fülle. Mich hat es zum wiederholten Male gelangweilt.

Jesus Piece - Es wurde genau das geboten, was ich erwartet habe. Die Band zockt tight ihr Set runter und die Leute im Pit laufen Amok. Völlige Eskalation vor der Bühne, brutalster Gig des Wochenendes. Nach drei bisher gesehenen Shows auch die erste Show der Band, bei der in meinen Augen gepasst hat. Die werden ihren Weg gehen und auch im Impericon Bereich Leute ziehen. Eine Tour mit Knocked Loose wäre sinnvoll.

Comeback Kid - Hier gilt dasselbe wie für No Turning Back. Oft gesehen, Feuer ist erloschen. Triotzdem gibt es manchmal sehenswerte Gigs. Dieser war einer davon. Es war viel los auf und vor der Bühne und die band hatte sichtlich Spaß. Alles im grünen Bereich.

Joyce Manor - Ein schöner Sound irgendwo zwischen Punk und Indie. War unterhaltsam. Leider war ich die Hälfte des Sets damit beschäftigt, irgendwelche besoffenen Dudes von mir fernzuhalten, von denen einer mir auf den Fuß gelatscht ist und sich danach in Form von diversen Umarmungen (es blieb allerdings nur beim Versuch) sich zu entschuldigen. Anstrengend und warum sind solche Leute zusätzlich auch immer noch komplett nass.

Millencolin - Es gab vier verschiedene Banner, die alle nach und nach enthüllt wurden. Rockstarlevel 8000. Ansonsten ist es irgendwie ganz nett anzusehen, aber auch alles andere als spannend. Hätte ich mir auch klemmen können. "No Cigar" zum Anschluss natürlich der Song mit der besten Stimmung im Publikum.

Neck Deep - Kurz reingeguckt, schlimmer Pop Punk. Die sind glaube ich echt groß. Schlimm.

Bulls on Parade - Kurz einige Songs der Rage Against the Machine Coverband geguckt. Der Sänger wusste zu überzeugen und die Crowd ist bei den Hits natürlich völlig steil gegangen. Reine Coverbands brauch ich eigentlich nicht. Trotzdem war es unterhaltsam.

Dropkick Murphys - Habe nur fünf Songs geguckt, da es spät wurde und ich alt bin. Die Songs waren aber unterhaltsam, so wie ich es in Erinnerung hatte. Die Band hatte die Crowd, die im Gegensatz zu Jawbreaker einem Headliner würdig war, voll im Griff und es wurde eifrig mitgesungen und getanzt. Sicherlich der bessere Headliner Gig.

Fazit:
Das Festival ist und bleibt für mich eine Art Rock am Ring des Punks/Hardcores. Das Line Up weiß aber zu überzeugen und die Shows reißen es raus. Würde durchaus wieder hinfahren. Nächstes Jahr wird es wohl nichts. Hoffe die Zuschauerzahlen bleiben stabil. Ansonsten könnte ich mir vorstellen, dass das Festival zeitnah schrumpfen wird.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Quadrophobia » Do 2. Mai 2019, 17:00

SammyJankis hat geschrieben:
Do 2. Mai 2019, 16:54
Ich war letztes Wochenende auf dem Groezrock. War dort erst einmal für einen Tag 2015, jetzt also mal das ganze Wochenende mitgenommen. Habe es aber vorgezogen, jeden Tag hinzufahren und zuhause zu schlagen.
Dabei wäre das Groezrock doch das ideale Festival, um dort zu schlagen.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » Fr 7. Jun 2019, 00:24

Ich war am Christi Himmelfahrtswochenende beim dunk! Festival im belgischen Zottegem. Haben dieses Jahr zum ersten Mal Frühbuchertickets geholt. Man fährt ja doch jedes Jahr unabhängig vom Line Up hin. Line Up hat mich zuerst einmal weniger gepackt als manch ein Line Up in den vorherigen Jahren, aber ein schlechtes Wochenende hatte ich dort noch nie. Anreisetag war mit Donnerstag auch gleich dem ersten Festivaltag. Haben auch gegen halb 11 (Die Bands starten jeden Tag um 13 Uhr) noch einen guten Platz auf dem Campingplatz gefunden, wobei es eigentlich keine schlechten Plätze gibt. Von jedem Punkt auf dem Campingplatz läuft man maximal drei Minuten zu beiden Bühnen. Die kleinere Waldbühne war wie jedes Jahr kostenlos. Nur für die Zeltbühne musste man ein Ticket erwerben. Eine Neuerung in diesem Jahr war die Tatsache, dass es keine Neuerungen gab. Seitdem ich das Festival 2014 zum ersten Mal besucht habe gab es jedes Jahr Veränderungen an den Bühnen, dieses Jahr blieb alles gleich. Ansonsten ist das Festival immer noch das angenehmste, was ich bisher erlebt habe und weiterhin eher mit Zelten als Kind im Garten seiner Eltern zu vergleichen. Einzelkabinenduschen mit warmen Wasser, saubere Spültoiletten, heißes Wasser und Kaffee for free, Frühstück for free. Alle Leute der Orga sind hilfsbereit, einfach klasse. Das einzige, was mich stört, ist der Abfeierfaktor des Festivals, allen voran die bekackten Pommes für 5 Euro, die „Legendary dunk Fries“. Es sind einfach ganz normale Pommes, keinen Deut besser als die, die ich mir zuhause selbst mache. Deal with it! Leider war dieses Jahr nach meinem Gefühl weniger los als in den Vorjahren. Könnte auch am Line Up gelegen haben. Bei den Bands fasse ich mich kurz:


Freitag:

Sistemas Inestables – Solide mit Beginn mit Post-Rock aus Chile. Nette verspielte Angelegenheit. Generell ist es schön, dass das dunk gerne auch mal Bands aus Südamerika oder Asien rüberholt. Die Band freuen sind auch durchweg sehr dankbar.

Black Narcissus – Post-Metal, war okay, aber mehr auch nicht.

Osorezan – Wieder Post-Rock aus Chile. Das erste große Highlight für mich, wobei ich damit in meiner Gruppe alleine war. Abwechslungsreicher Post-Rock mit bombastischem Finale.

Welcome to Holyland – Ging in Richtung Sludge. War recht eintönig. Hat mich nicht abgeholt.

Haester – Nette Abwechlungslung mit ordentlichem Geballer. Der Gesang hätte etwas druckvoller sein dürfer, aber ansonsten hatte alles Hand und Fuß. War cool.

Am Fost La Munte si Mi Placut – Post-Rock aus Rumänien. Super nette Leute. Mucke war soweit auch unterhaltsam, aber auch nichts, was mein Leben verändert hat.

Labirinto – Ein Sound irgendwo zwischen Post-Rock und Post-Metal. Einige Male gesehen, haben nie enttäuscht. Dieses Mal hat keine Ausnahme gemacht. Ich wurde 50 Minuten lang gut unterhalten.

Staghorn – Vor kurzem bereits von Yndi Halda gesehen. Dieses Mal leider mit ein paar Soundproblemen, deswegen nicht ganz so gut wie im Druckluft, aber immer noch schön und durch die vielen Samples und das Harmonium hebt man sich von der Masse ab.

Coastlands – Guter Auftritt, Standard Post-Rock. An sich also alles gut, aber hier beginnt meiner Meinung nach das Problem, auf das ich später genauer eingehen werde. Viele Bands, vor allem die neu aus den Staaten zum ersten Mal rüberkommen, klingen alle irgendwie gleich. Wie Caspian, nur in der Lightversion. Es ist immer gut, aber nie etwas Besonderes.

FVNERALS – Letztes Jahr als Support von Ultha in Köln schon überzeugend hat sich diesbezüglich nichts geändert. Langsame Aufbauten, eine Sängerin mit klasse Stimme. Hat Spaß gemacht.

This Patch of Sky – Wieder Post-Rock aus den Staaten. Die Songaufbauten gefielen mir hier sehr gut. Langsam und durckvoll. Guter Gig.

Celestical Wolves
– Solider Post-Rock aus Belgien. Mehr gibst eigentlich nicht zu sagen.

Ufomammut – Absolut großartig. Ich war sehr müde und der Beginn bestand aus einem ca. zehnminütigen Spannungsaufbau, aber dann wurde einem der Doom ordentlich um die Ohren gehauen. Das war druckvoll und wuchtig. Kam nicht ganz an 2014 heran, war aber auf jeden Fall einer der Gigs des Wochenendes für mich. Ich war danach auf jeden Fall wieder hellwach.


Samstag:

Mantis – Solider Start in den Tag mit Post-Rock aus Belgien. War recht wuchtig.

Wanheda – Weiter geht es mit den Locals. Dieses Mal etwas verspielter. Hat mir besser gefallen als der Opener.

Baulta – Post-Rock aus Finnland. Schöne Aufbauten, nette Melodien. Wusste zu gefallen.

Go March – Ging in Richtung Arms and Sleepers. Tanzbare elektronische Nummer mit einem Hauch Post-Rock. War ganz cool, wurde von der Crowd heftig abgefeiert.

Pillars – Siehe Coastlands.

Statue – Ging mehr in Richtung Math Rock. Leider kein guter Math Rock.

Wang Wen – Absolut großartige Band aus China mit einem Bombastsound vor dem Herren. Dem Blechbläser wird viel Zeit in den Songs eingeräumt. Das hebt das Ganze von der Masse an Bands ab. Auf jeden Fall unter den Top 5 Auftritten des Wochenendes.

Malämmar – Post-Metal Band, die ich an gleicher Stelle schon einmal vor 2-3 Jahren gesehen habe. Viel geändert hat sich nicht. Solides Ding.

A Swarm of the Sun – Kein Vergleich zu Wang Wen, aber dennoch ein guter Post-Rock Gig im Zelt. Wusste zu unterhalten.

Jozef Van Wissem – Ein einzelner Dude spielt irgendwas zwischen Gitarre und Banjo, dessen Name mir gerade entfallen ist. Hatte für mich was von Mittelalter Markt. Hat mich absolut nicht abgeholt. Bin schnell geflüchtet.

Kokomo – Das zweite große Samstag Highlight. Der Bombastsound der Duisburger Band kann auch auf der großen Zeltbühne überzeugen. Wurden auch ziemlich abgefeiert. Gab auch viel vom kommenden Album, ich bin gespannt Den Gesang sollte man aber lieber sein lassen. Sehr peinlich war allerdings das Feature eines Mitglieds von Her Name is Calla, das alkoholtechnisch schon jenseits von Gut und Böse war, seinen Einsatz verpasst hat und generell ein peinliches Bild abgab. Unnötig.

Wrekmeister Harmonies – Solide Post-Rock Set zu später Stunde. Hatte zu dem Zeitpunkt ein kleines Tief und konnte der Band nicht meine vollkommene Aufmerksamkeit geben. Sollte im Nachhinein noch einmal ein Ohr riskieren.

Efrim Manuel Menuck – Finde das neue Album klasse und war auch gespannt auf den Auftritt. Natürlich ist nicht viel passiert, aber mich hat es voll und ganz überzeugt. Leider ansonsten nur die Wenigsten, die Flucht aus dem Zelt nahm Swans Ausmaße an. Das war sehr traurig. Ich hoffe, dass er trotzdem nochmal wiederkommt und eine seiner Bands im Schlepptau hat


Sonntag:

Le Temps du Luop – Schöner Post-Rock Sound, bester Opener des Wochenendes.

Summit – Solider Post-Rock aus Belgien. War okay, aber irgendwie wirkt es so, dass das Line Up unten mit Locals aufgefüllt wird.

Paint the Sky Red – Eine Band aus Singapur, die sich, welch Wunder, einen Ast abgefreut haben. Gig wusste auch zu gefallen. Nichts Besonderes, aber man konnte es sich gut geben.

Jean D.L. & Karen Willems – Drone Duo, da passiert wirklich sehr wenig. Zu wenig für mich.

Jardin de la Croix – Hier war es dann einen Sound a la And So I Watch You From Afar. Pure Spielfreude und Energie über 40 Minuten. Willkommene Abwechslung nach dem vorherigen Act.

Shy, Low – Letztes Jahr in Duisburg gesehen und für gut gefunden. Konnte ihre gute Leistung bestätigen ohne, dass es herausragend war.

Silent Whale Becomes a Dream – Erstes großen Highlight des Tages für mich. Schöne Bandname, sehr schöner Sound. Band bekam mehr Spielzeit als üblich zu dieser Uhrzeit. Haben sie sich aber verdient.

Zhaoze – Act aus China, der letztes Jahr auch schon am Start war. Konnte mich auch dieses Mal überzeugen. Allerdings hätte hier die Zeltbühne besser gepasst als die kleine Waldbühne.

Gifts from Enola – Spielen zwei Reunion Shows, eine hier und eine in den Staaten. Ob danach noch mehr kommt steht in den Sternen. Gig war gut, abwechslungsreich, nur der Gesang hat mich gestört.

Bossk – Wie schon auf dem Arctangent 2017 ein durch und durch großartiger Gig, vielleicht der beste des Wochenendes. Die Band bekommt viel zu wenig Liebe.

Tangled Thoughts of Leaving – Hatte ich irgendwie verspielter in Erinnerung. War recht düster und hat auf die Soundwandaufbauten gesetzt. Guter Gig.

Her Name is Calla – Letzter Gig vor der größten Crowd im Wald. War nie großer Fan, aber der Gig war ganz cool. Vor allem, da auch Acoustic Songs eingebaut wurden. Leider gab es hier die größten Störungen des Wochenendes durch quatschende Leute in der Crowd.

Alcest – Die Band hat ihre Momente, die Post-Rock Sounds sind klasse und die Abschnitte, in denen der Black Metal durchkommt ebenfalls. Zwischendurch gibt es im Gegenzug allerdings immer wieder Random Rock Passagen, bei denen mich die Band vollkommen verliert. Dennoch ein würdiger Headliner und ein guter Abschluss.


Fazit:
Es war wie immer ein schönes Wochenende, aber ich hatte schon mehr Spaß vor Ort. Schade ist vor allem, dass die Besucher anscheinend außer den Konsens Post-Rock Headlinern keine anderen Headliner annimmt. Alcest war sehr gut besucht, aber schon bei Ufomammut war es doch recht leer im Zelt und Efrim Manuel Menuck war ein Trauerspiel, vergleichbar mit Earth und Swans vor zwei Jahren. Diese eher ruhigen, langsamen Headliner scheinen nicht zu klappen. Die Booker müssen sich eigentlich etwas öffnen. Am liebsten wäre mir da Black Metal mit Wolves in the Throne Room als Headliner, Ultha, Soul Grip und Wiegedood. Man muss ja nicht alles umkrempeln, aber zumindest ein Bisschen Abwechslung in den oberen Zeilen reinbringen. Ich bin mir sehr sicher, dass Black Metal dort funktionieren. Ansonsten bleibt nur die Möglichkeit, dass weiterhin die üblichen Verdächtigen (Caspian, Mono, GIAA, Russian Circles, etc.) in alle 2-3 Jahre den Headliner machen, was das Publikum wohl auf Dauer auch nicht zufrieden stellen wird. Bin sehr gespannt, wie sich das Ganze entwickelt. Leider kommt auch im Post-Rock Bereich kaum eine neue Band nach, der ich einen Headliner Slot zutrauen würde. Am ehesten noch We Lost the Sea, aber da muss man das neue Album abwarten. Ansonsten klingt in den letzten Jahren alles irgendwie gleich und da gibt es dann in der Regel Bands, die es besser machen.
Klingt jetzt aber auch alles ernster als es ist. Ich werde trotzdem, sofern ich Zeit habe, weiter hinfahren.
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mattkru
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Registriert: So 31. Jan 2016, 18:34

Re: Festivalberichte

Beitrag von mattkru » Fr 7. Jun 2019, 08:07

Vielen Dank für den wieder mal sehr ausführlichen Bericht.
Veröffentlichst du diese Texte eigentlich noch irgendwo anders? Nur für uns hier im Forum ist doch der immense Aufwand überhaupt nicht angemessen/notwendig.
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DerAffenmensch
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Re: Festivalberichte

Beitrag von DerAffenmensch » Fr 7. Jun 2019, 14:06

Ich danke auch. Konnte leider aus familiären Gründen kurz vorher nicht kommen.

Was die US-Bands hat ich so ziemlich den gleichen Eindruck, zumindest auf Platte. Wang Wen hab ich glücklicherweise in Jena sehen können. Die waren echt groß. Was ich an dem Lineup dieses sehr geil fand waren die vielen für mich unbekannten Bands, die mich beim Hören begeistert haben, wie Zhaoze, die Rumänen und Staghorn. Gifts from Enola und Swarm of the sun hätt ich gern gesehen weil ich durch die erst zu dem ganzen Post-Zeug gekommen bin. Ufomammut war letztes Jahr aufem Stoned bei 30 Grad in der prallen Sonne auch schon mega


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